Johnson Controls - „Das ist ein Schlag ins Kontor“
Politiker bedauern die vertagte Umzugsentscheidung von Johnson Controls. Die Meinungen, wie darauf reagiert werden soll, gehen auseinander.
Haan. Eigentlich wollte der weltweite tätige Automobilzulieferer Johnson Controls (JC) 2014 oder 2015 seine Europazentrale von Burscheid nach Haan verlegen. In dieser Woche wurde bekannt, dass das Unternehmen die Entscheidung über den Umzug vertagt hat — auf das Jahr 2015.
„Wir bedauern sehr, dass es nicht zeitnah zu einer positiven Ansiedlungsentscheidung kommt, und müssen nun sorgsam überlegen, wie wir mit dieser Situation umgehen“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Jens Lemke am Freitag auf Nachfrage. Er gab zu, diese Informationen erst einmal sacken lassen zu müssen. „Und dann müssen wir abwarten, wie sich Land und Bund positionieren, zum Beispiel in Bezug auf den Ausbau der Kreuzung Polnische Mütze“, fügte er hinzu. Dieser müsse aber so oder so kommen.
Diese Meinung vertritt auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Wilfried Pohler. „Die Verkehrssituation muss unabhängig von der Ansiedlung von Johnson Controls betrachtet, der Ausbau der Kreuzung weiter verfolgt werden“, sagte er. „Wir müssen aber auch weiterhin daran interessiert sein, die Fläche insgesamt zu vermarkten.“ Erhalte die Stadt andere Angebote, müsse über die nicht zu kleine Parzellierung des Grundstücks nachgedacht werden.
„Das ist ein Schlag ins Kontor“, sagte FDP-Fraktionsvorsitzender Michael Ruppert. „Man fragt sich doch jetzt, wie ernsthaft das Unternehmen noch an einem Umzug interessiert ist.“ Dennoch findet er es richtig, Johnson Controls eine Türe offen zu lassen. „Unter dem Strich bedeutet das für mich, dass wir den Haushalt weiter auf Konsolidierungskurs halten müssen“, sagte er. Die Entscheidung von JC zeige, dass die Stadt nicht allein auf die Einnahmen durch die Gewerbesteuer setzen kann.
Andreas Rehm von der GAL-Fraktion sieht den verschobenen Umzug als Chance für die Stadt. „Wir haben jetzt die Zeit, artenschutzgerecht zu handeln“, sagte er. Und auch die Planungen für die Polnische Mütze könnten noch einmal überdacht werden — schließlich müsse die Stadt dort einen sechsstelligen Betrag investieren. „Vielleicht können wir ja jetzt eine kostengünstigere Variante wählen.“
Gerhard Herder, UWG-Fraktionsvositzender, findet, die Entscheidung des Unternehmens könne auch positiv gesehen werden. „Die Stadt hat ja die schriftliche Zusage vom Land, dass die Kreuzung ausgebaut wird“, sagte er. „Damit haben wir ein Argument in der Hand, uns auch nach anderen Interessenten umschauen zu können und sind vielleicht nicht unbedingt darauf angewiesen, dass Johnson Controls kommt.“
„Grundsätzlich bedauere ich die Entscheidung des Unternehmens für den Standort Haan“, sagte Michael Henchoz, Fraktionsvorsitzender der Linke. „Gleichzeitig können wir die Verkehrsproblematik nun vernünftig und in Ruhe lösen, bevor der Umzug stattfindet.“