Umzug: Johnson Controls entscheidet erst in drei Jahren
Der Automobilzulieferer hat seine Pläne geändert. Der Bürgermeister erfuhr davon am Mittwoch — ohne Vorwarnung. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagt er.
Haan. Noch im Mai hatte das Unternehmen Johnson Controls (JC) alle Gerüchte dementiert und versichert, dass der im September 2011 verkündete Umzug der Europazentrale von Burscheid nach Haan — es war von bis zu 4000 Mitarbeitern die Rede — 2014 oder 2015 stattfinden wird.
In den vergangenen Tagen hat der international tätige Automobilzulieferer die Bürgermeister Haans und Burscheids, aber auch der Gemeinden Solingen, Monheim und Remscheid informiert, dass Johnson Controls erst im Geschäftsjahr 2015 (das am 1. Oktober 2014 beginnt) über den Umzug entscheiden wird.
Als Gründe nannte am Donnerstag Unternehmenssprecher Oliver Herkert die im Mai vorgenommene Spaltung der Unternehmenssparte Automotive Experience (Sitze, Elektronik, Innenraum) zum 1. Oktober dieses Jahres in zwei eigenständige Sparten (WZ berichtete). „Die Bereiche Automotive Seating sowie Electronics and Interiors sollen unabhängig voneinander entwickelt werden“ erläutert Herkert. Und diese Entwicklung wolle das Unternehmen abwarten, bevor es über den Umzug entscheide. „Dabei brauchen wir nach wie vor mehr Platz und moderne Gebäude“, sagte er.
Umziehen sollten nicht nur 1900 Mitarbeiter der Europazentrale in Burscheid, auch neun weitere Standorte, unter anderem in Solingen, Monheim und Remscheid, sollten nach Haan ziehen.
Bürgermeister Knut vom Bovert bedauert die vertagte Entscheidung. „Ich bin sehr, sehr enttäuscht“, sagte er am Donnerstag. Ohne Vorwarnung habe er am Mittwoch die Nachricht erhalten. Der Geschäftsführer des Unternehmens habe ihn angerufen und informiert. Die ihm genannten Gründe wollte vom Bovert nicht weitergeben. Nur so viel: „Das Unternehmen sei in der Entscheidung noch nicht so weit und setze derzeit andere Prioritäten.“
Bis Ende des Monats muss Johnson Controls der Stadt mitteilen, ob es die große Fläche im Technologie Park Haan „optionieren“ will. Denn noch hat das Unternehmen das Gelände nicht gekauft. Es könnte der Stadt eine bestimmte Summe zahlen, die hält die Fläche dann bis zur Beurkundung der Kaufverträge frei. „Platzt der Verkauf, hätten wir keinen Schaden“, sagte vom Bovert. Entscheidet sich das Unternehmen gegen die Option, „gehen wir an den Markt“.
In Zahlen konnte der Bürgermeister die Investitionen der Stadt in die erhoffte Ansiedlung nicht nennen. „Seit zwei Jahren arbeiten wir daran“, sagte vom Bovert. „Das war ein immenser Arbeitsaufwand.“ Jetzt müssten sich alle Beteiligten neu sortieren. Was aus dem geplanten Umbau der Kreuzung Polnische Mütze wird — das Nadelöhr Elberfelder Straße / Gruitener Straße sollte für den erwarteten Verkehr vom Land vierspurig ausgebaut werden, — steht noch nicht fest. „Der Umbau der Kreuzung wäre auch für jedes andere Unternehmen, das sich im Technologiepark ansiedeln will, notwendig“, sagte vom Bovert. „Ich hoffe sehr, dass diese Erkenntnis im Verkehrsministerium angekommen ist und dazu führt, dass das Problem gelöst wird.“