Jugendhilfeausschuss: Tagesmütter wollen mitreden

Die Betreuer möchten einen Sitz im Jugendhilfeausschuss. Derzeit bleiben sie meist außen vor.

Haan. Betreuungsquoten, Ü3, U3. Das laufende Jahr wird dominiert von Begriffen wie diesen. Denn ab Sommer gilt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder, die jünger als drei Jahre alt sind — auch in Haan. Damit sollen es Familien leichter haben, den Spagat zwischen Job und Betreuung des Nachwuchses zu bewältigen. Weil viele Kindertagesstätten ausgelastet sind und nicht von heute auf morgen neue Plätze schaffen können, sind Kommunen auch auf die Angebote von Tagespflegepersonen angewiesen. Im täglichen Sprachgebrauch sind sie eher als Tagesmütter bekannt.

„Die Tagespflege bietet Kindern vor allem in den ersten Lebensjahren eine familiennahe Betreuung, bei der die individuellen Bedürfnisse besonders berücksichtigt werden können. Die Tagesmutter hat die Möglichkeit und die Zeit, sich einzelnen Kindern zuzuwenden. Bei der Betreuung in einer Tagespflegestelle mit bis zu fünf Kindern können erste Gruppenerfahrungen im überschaubaren Rahmen gemacht werden“, zählt das Bundesfamilienministerium die Vorteile für Kleinkinder auf.

Beate Büse ist eine dieser Tagesmütter und ergänzt die Aufzählung: „Bei uns ist das Umfeld viel privater und persönlicher als in einer Kita.“ Auch bei den Betreuungszeiten sind flexiblere Regelungen möglich. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Jessica Müller kümmert sie sich in Gruiten um die kleinen Kinder. Die „Plapperfrösche“ sind eine sogenannte Kindergroßtagespflege. Betreut werden dort neun Kinder.

In einer Interessengemeinschaft haben sich viele Haaner Tagespflegepersonen zusammengeschlossen. Das sind nach Angaben von Büse rund 20 Einrichtungen. Und die wollen jetzt auch politisch mitbestimmen. Deshalb haben sie jüngst einen Antrag auf einen Sitz im Jugendhilfeausschuss (JHA) gestellt. Sollte der Rat sie gewähren lassen, dürfen sie ein beratendes Mitglied in das Gremium entsenden und gewinnen so ein indirektes Mitspracherecht. Vorbild ist der Stadtelternrat, der bereits einen Sitz im Gremium bekommen hat.

„Dort werden wichtige Themen besprochen, die auch uns betreffen. Aber bislang bleiben wir immer außen vor“, begründet Büse den Wunsch der Interessengemeinschaft. Ein Punkt ist beispielsweise der Ausbau von Kindertagesstätten. „Wenn dort in Zukunft deutlich mehr Plätze zur Verfügung stehen, werden wir in fünf Jahren möglicherweise nicht mehr gebraucht. Parallel dazu gehen die Geburtenzahlen zurück“, sagt Büse. Es geht also durchaus auch um existenzielle Fragen. „Wir wollen nicht nur der Notstopfen sein“, fordert sie.

Die Tätigkeit habe sich in den vergangenen Jahren ziemlich verändert, beobachtet Büse: „Früher war die Tagesmutter eher ein Nebenjob für Hausfrauen, heute bestreiten viele ihren kompletten Lebensunterhalt davon.“ Doch oft seien die bürokratischen Hürden unüberwindbar. „Wir wollen ein alternatives und gutes Angebot bieten, das geht aber nur, wenn wir nicht zu sehr eingeschränkt werden und uns noch bewegen können.“