Jugendliche zeigen das Leid auf

Mitglieder des Jugendparlaments stellen Ausstellung über die Folgen der Machtergreifung Hitlers vor.

Hilden. Vor 80 Jahren wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Mit den Auswirkungen dieses Ereignisses beschäftigt sich die am Dienstag in der Stadtbücherei eröffnete Ausstellung „Die Folgen der Machtergreifung“. Recherchiert, konzipiert und gestaltet hat sie eine Arbeitsgruppe des Jugendparlaments.

„Wir haben eine ganze Menge herausgefunden“, bringt Katinka das Ergebnis auf den Punkt. Auf elf mit Packpapier bezogenen Stellwänden haben die Jugendlichen historische Schriftstücke und Fotos sowie eigene Kommentare zusammengetragen. „Das Wichtigste war dabei, den Bezug zu Hilden als Teil der Stadtgeschichte herzustellen“, sagt die 17-Jährige. Mitstreiterinnen wie Jasmin, Celina und Amina (alle 16) recherchierten dafür im Stadtarchiv und arbeiteten mit dem Arbeitskreis „Stolpersteine“ zusammen.

Neben dem Arbeitskreis erwies sich vor allem das Bundesarchiv als ergiebige Quelle. So wurden zum Beispiel Lebensstationen des 1929 geborenen und im März 1945 in Auschwitz ermordeten Rolf Bernstein aufgezeichnet. Sein Vater Henry war Kaufmann, seine Mutter Martha, die „Maddy“ genannt wurde, war Pianistin. Sie schulten ihren Sohn auf der katholischen Grundschule an der Augustastraße ein. Aber bald merkten sie, dass Juden in Hitler-Deutschland keine Chance hatten und beschlossen, über die Niederlande nach Amerika auszuwandern. Bei einer Familie Blankenstein fanden sie ein Versteck. Doch sie wurden — wie so viele andere — verraten.

„Es war emotional und bewegend, diese Schicksale nachzuzeichnen“, sagen die Jugendlichen. Das Thema Nationalsozialismus haben sie bereits in der Schule behandelt. „Aber das war jetzt noch mal eine ganz andere Auseinandersetzung“, fasst Jonas die schwer zu beschreibenden Gefühle zusammen. „Mich haben die Bilder von Kindern und Jugendlichen besonders berührt“, sagt er.

Ebenso wie „Verfolgung“, für die das Schicksal von Rolf Bernstein exemplarisch steht, sind „Flüchtlinge“ und „Zwangsarbeiter“ weitere Oberbegriffe der Ausstellung. So wird darin unter anderem der Alltag als „Ostarbeiter“ beschrieben — geknechtet, rechtlos und mit einem Kalorienbedarf, der lediglich das Am-Leben-Bleiben sicherte. Im April 1944 waren nach Rechercheergebnis der Jugendparlamentarier 1325 „Ostarbeiter“ in Hilden im Einsatz — davon waren 35 Kinder.