Karl-Heinz Zielkes Welt ist gläsern
Der Hildener ist Kunstglas-Händler. Sein Material ist auch im Richter-Fenster des Kölner Doms zu sehen.
Die meisten Kunden empfängt Karl-Heinz Zielke in der Plexiglas-Abteilung. Gewerbliche wie private Kunden schätzen das transparente Kunststoffmaterial, verwenden es für Gartenlauben, Wintergärten, Dachterrassen und Zimmertüren. Zielke hat sämtliche Stärken und Musterungen auf Lager und schneidet es auf Kundenwunsch zu. Alltägliches Brot- und Buttergeschäft.
Doch die wahren Schätze von Karl-Heinz Zielke lagern auf der anderen Seite der Halle: Kunstglas in mindestens 2000 Sorten und Arten. Zielke geht von Regal zu Regal, zieht mal hier, mal dort ein „Glas“ aus den Fächern. Gemeint sind damit etwa backblech-große Scheiben in allen erdenkbaren Farben und Musterungen. Die einen haben Schlieren, die anderen sind marmoriert, wieder andere haben bunte Tupfen. Zielke hält sie gegen das Licht. Eine davon ist zartrosa. „Dieser Farbton kommt durch die Beimischung von Gold zustande“, erklärt er. Staunen beim Betrachter. Edel, kostbar und schön sind seine Gläser. Manche scheinen ein glühendes Feuer in sich zu bergen, so brillant und strahlend erscheinen die Farben im Sonnenlicht.
Karl-Heinz Zielke ist mit seiner Firma Becker Spezialglas in Hilden einer von nur noch vier Kunstglashändlern in Deutschland. Glas für Tiffany-Fenster und -leuchten bezieht er aus den USA. Glas für Kirchenfenster kommt beispielsweise von der Glashütte Lamberts in Waldsassen. Mit ihr steht er in ständigem Kontakt, wenn es um individuelle Kundenwünsche geht. So war es zum Beispiel beim berühmten wie umstrittenen Südquerhausfenster des Kölner Doms, das der Künstler Gerhard Richter gestaltete. Damals suchte Zielke noch als Angestellter seines ehemaligen Arbeitgebers, der Hildener Firma Mathias Becker GmbH „Die Glaswerkstatt“, das Material zusammen. Fast 30 Kisten waren das im Wert von rund 120 000 Euro. Ein Auftrag so groß wie selten, denn meistens wird sein Glas nur noch für Reparaturarbeiten gebraucht.