Katzenjammer für Ehebrecher
Im letzten Teil der Haaner Heimatgeschichten geht es um eine lautstarke Strafe, bei der es im ganzen Dorf „rappelte“.
Haan. Katzenjammer lässt schon nichts Gutes ahnen. Aber Haaner Katzenmusik? Die wollte damals, vor mehr als 100 Jahren, überhaupt niemand hören. Und das hatte durchaus seinen Grund. Hatte doch das unerträgliche Geschepper ganz und gar nichts mit den Klagelauten unserer vierbeinigen Mitbewohner zu tun.
Obwohl: In Katzenjammer konnten die damit „beglückten“ Mitmenschen durchaus verfallen. Schließlich wurden sie mit der Katzenmusik öffentlich an den Pranger gestellt, und jeder konnte hören, wo es wieder einer zu toll getrieben hatte.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Katzenmusik war eine gefürchtete Strafe für Ehebrecher. „Für nichts hatten unsere Altvorderen ein so feines Gefühl wie für Hausehre und Sittenreinheit“, erinnerte August Lomberg in seinem „Haaner Heimatbuch“ an einen Brauch, den so mancher lieber nicht gekannt hätte.
„Die Ehe galt als heilig, und eine sittliche Verfehlung erregte nicht nur den allgemeinen Unwillen, sondern verfiel auch der öffentlichen Rüge.“ Deshalb kam offenbar niemand ungeschoren davon, der sich nachts in einem anderen als dem gewohnten Ehebett wiederfand.
Solch „liederliches Verhalten“ wurde zumindest dann, wenn man dem Unhold auf die Schliche gekommen war, von eben dieser berüchtigten Katzenmusik begleitet. Was so viel hieß wie ein unerträgliches und vor allem unüberhörbares Gehämmer auf alle Arten von Blechinstrumenten. Blechkessel, Gießkannen, Peitschen: Es musste alles dafür herhalten, was Lärm machte. Auch vor Pistolen schreckten die braven Bürger nicht zurück.
Das Blechkonzert kann man sich ungefähr so vorstellen: Bei Eintritt der Dunkelheit traf man sich vor dem Haus des Beschuldigten, um ein Höllenspektakel zu veranstalten. Dazu wurden den Ehebrechern in wüsten Beschimpfungen lauthals ihre Sünden deklamiert, so dass auch jeder mithören konnte. Das Schauspiel wiederholte sich oft drei oder vier Tage hintereinander.
„Demm hant se gerappelt“, hieß es dann im ganzen Dorf. Der Beschuldigte verhielt sich gewöhnlich ganz still. Was sollte er auch groß sagen, ohne dass es Anlass für noch größeres Straßentheater gegeben hätte?
„Es kam aber auch vor, dass ein rabiater Bursche mit einem Knüppel unter die Menge sprang und wie rasend um sich schlug, bis die Polizei kam“, erinnert sich Lomberg. Von untreuen Ehefrauen ist in seinen Überlieferungen übrigens nichts zu lesen. Ob sie stets treu waren oder nur verschont wurden? Wir wissen es nicht.