„Keine Angst vor Verantwortung“
Meike Lukat ist Bürgermeisterkandidatin der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan.
Frau Lukat, wie fanden Sie die vergangene Ratssitzung?
Lukat: Erschreckend. Sie hat einmal mehr gezeigt, wie sich Menschen, Meinungen und Parteien drehen wie das Fähnchen im Winde. Viele Sachverhalte waren für die anwesenden Bürger undurchschaubar.
Damit kommen wir zu einem Ihrer Kernthemen. Sie fordern immer wieder mehr Transparenz in der politischen und in der Verwaltungsarbeit. Was würden Sie anders machen?
Lukat: Es gibt viel zu tun. So würde es monatliche Dialogständen an unterschiedlichen Örtlichkeiten auf dem Stadtgebiet geben, zu denen ich auch alle Fraktionen zum Mitmachen einladen würde, dass wäre dann Bürgeranfrage und Bürgermeistersprechstunde ganz anders. Es lässt sich vieles aus der Verwaltungs- und der politischen Arbeit in einem persönlichen Gespräch viel leichter erklären.
An dem Abend, als Sie von der Wählergemeinschaft zur Bürgermeisterkandidatin bestimmt wurden, hat ein Mitglied die Befürchtung geäußert, dass eine Kandidatin der Wählergemeinschaft höchstens Außenseiterchancen hat. Wie sehen Sie das?
Lukat: Ich trete an, um zu gewinnen. Das schaffe ich nur, wenn alle in der WLH mitmachen. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe, auch das haben wir bei der Mitgliederversammlung betont.
Was wäre Ihre erste Amtshandlung?
Lukat: Ich würde mich bei jedem Mitarbeiter der Stadtverwaltung persönlich vorstellen. Es gibt viele Reibungsverluste in der Verwaltung. Wir müssen endlich wieder zu einem „Wir“ wiederfinden. Veränderungen sind nur dann effizient, wenn sie nicht von außen gesteuert sind, sondern von innen kommen. Sie sind bekannt als Mensch der direkten Sprache, treten anderen Menschen auch mal auf die Füße. Brauchen Sie nun nicht die Unterstützung eben dieser Menschen?
Lukat: Sie können sicher sein, dass ich zu sehr vielen Mitarbeitern der Stadtverwaltung ein sehr gutes Verhältnis habe. Mir ist wichtig, klare Kante zu zeigen in der Sache. Eine ehrliche Rückmeldung ist wichtig.
Die WLH spricht unbequeme Themen an, hakt nach, legt Finger in Wunden — Oppositionsarbeit ist die Stärke der Wählergemeinschaft. Wären Sie Bürgermeisterin, stünden Sie selbst in der Verantwortung.
Lukat: Ich bin es über meinen Beruf (Lukat ist Kriminalhauptkommissarin; die Red.) seit 24 Jahren gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Ich kenne das nicht anders. Man kann sich in einem Einsatz nicht vertagen oder zurückziehen. Da muss man ganz schnell Entscheidungen treffen und sie auch durchziehen. Vor Verantwortung habe ich keine Angst.
In Ihrer Vorstellungsrede haben Sie den Wunsch nach einer Veranstaltungshalle auf dem Hagebaumarkt-Gelände an der Böttingerstraße gefordert. Am Dienstagabend haben Sie noch einen Haushalt verabschiedet, der fürs laufende Jahr eine Verschuldung von mehr als sieben Millionen Euro ausweist. Wovon soll die Stadt Haan den Bau einer Veranstaltungshalle bezahlen?
Lukat: Das würde nicht heißen, dass das Veranstaltungs- und Kulturhaus der Stadt gehören muss. Dafür können wir andere Investorenmodelle finden. Man muss nur die Gespräche führen mit denen, die es in anderen Städten bereits erfolgreich geschafft haben.
Nun eine Frage, die Männern in vergleichbarer Position eigentlich nie gestellt wird: Sie sind verheiratet und Mutter von drei Kindern. Wie wäre das Bürgermeisteramt mit der Familie vereinbar?
Lukat: Vom Arbeitspensum ist das kein Unterschied. Ich habe eine Stelle, in der ich 41 Stunden arbeite. Ich war noch nie im Erziehungsurlaub. Ich putze und koche noch selber und organisiere dies auch mit meiner kommunalpolitischen Tätigkeit. Die Organisation des Familienlebens ist mit den Jahren gewachsen. Je mehr Kinder man bekommt, desto einfacher wird es, das zu managen. Meine Kinder waren auch schon mit in Sitzungssälen und haben sich mit ihren Malsachen beschäftigt, wenn’s nicht anders ging.
Auch die CDU-Kandidatin Dr. Bettina Warnecke, ist berufstätig und Mutter von drei Kindern.
Lukat: Als ich das hörte, musste ich schmunzeln. Aber alle Bürgermeisterkandidaten sind doch sehr unterschiedlich. Aus meiner Sicht hat der- oder diejenige die meisten Chancen, dem die Bürger am meisten vertrauen. Was ich will, ist ehrliche Politik. Man kann mich einschätzen. Ich mag kein Politiker-Wischiwaschi. Eigentlich bin ich keine Politikerin in dem Sinne.
Wie gestalten Sie den Wahlkampf?
Lukat: Ich werde kaum etwas anders machen als jetzt. Das, was bei anderen der Wahlkampfmodus ist, ist bei uns normale Betriebstemperatur.