Kinderbuchverlag Albarello: Dieses Paar liebt bunte Bücher
Julia Volmert und Frank Zimmermann betreiben seit 25 Jahren einen Kinderbuchverlag.
Gruiten. Bert ist ein Gemüsekobolt. Das kleine grüne Männchen erklärt den Geschwistern Lena und Jonas, die nur Pommes und Schokolade essen wollen, wie wichtig Vitamine sind. „Bert, der Gemüsekobolt“ ist eines von rund 300 Kinderbüchern, die im Haaner Kinderbuchverlag Albarello erschienen sind.
Fast immer geht es in den Büchern um alltägliche Themen. Um Gefühle wie Streit, Freundschaft, Wut oder um Probleme, mit denen sich fast alle jungen Eltern bestens auskennen. „Wir verstehen unsere Bücher als eine Art erzählende Erziehungsratgeber. Wir wollen auf kindgerechte Weise Hilfestellung leisten“, sagt Julia Volmert zum Konzept. Mit ihrem Ehemann Frank Zimmermann hat die 48-jährige Kommunikations- und Grafikdesignerin vor 25 Jahren den kleinen, erfolgreichen Verlag gegründet.
Die Anfänge waren zäh, ein einziger Reinfall. Heute können die Beiden über ihre ersten Gehversuche herzlich lachen: „Es ging um den Tintenfisch Octopus. Eine eher düstere, leicht gewalttätige Geschichte mit dunklen Illustrationen. Damals fand ich das gut. Heute weiß ich, dass das nicht zur Friedenspolitik der damaligen Zeit passte. Die Botschaft ’Kunst gegen Gewalt’ war schlichtweg zu abgehoben“, erinnert sich Zimmermann.
Angespornt durch den Flop änderte das Paar seine Kinderbuchrezeptur: liebevolle, fröhliche Illustrationen, verständliche, friedliche, aber niemals inhaltsleere Geschichten. „Das mag sich simpel anhören, ist es aber nicht. Gerade bei Kindern ist es eine große Kunst, Kompliziertes einfach auszudrücken“, sagt Zimmermann.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Der Bestseller „Ein Bär von der Schnullerfee“ von 1993 erscheint derzeit in der 28. Auflage. Auch der Klassiker „Der kleine Zauberer Windelfutsch“ ist kaum mehr aus einem Kinderzimmer oder Kindergarten wegzudenken.
Zeitweise beschäftigte der Verlag bis zu 30 Mitarbeiter, vor allem in Vertrieb und Kundenakquise. Doch mittlerweile hat der mediale Wandel auch den Buchhandel erreicht. Ein Großteil des Verkaufs läuft jetzt über große Internetportale. Für Zimmermann ist das nicht unbedingt ein Nachteil. „Auf der einen Seite verstärkt zum Beispiel Amazon das, was schon super läuft. Anderseits eröffnen sich neue Märkte, weil viele Menschen übers Internet erstmals auf Literatur zu bestimmten Themen aufmerksam werden.“
Vor drei Jahren sind Julia Volmert und Frank Zimmermann, die schon lange mit ihren zwei Kindern in Haan leben, nun auch mit ihrem Verlag von Wuppertal nach Gruiten gezogen. Derzeit sind es zwölf freie Mitarbeiter, die für Albarello schreiben und illustrieren. Das Sortiment wurde auf gewaltfreie Kinderkrimis ausgeweitet. Ein Großteil der Texte und Illustrationen der Kinderbücher stammen häufig auch aus eigener Feder.
Gerade bei den Zeichnungen ergebe sich allerdings durch den mittlerweile fast weltweiten Erfolg eine Besonderheit, sagt Julia Volmert: „Durch die unterschiedlichen Schriftzeichen, zum Beispiel die chinesischen, verändert sich manchmal ganz extrem die Textlänge. Darauf muss unbedingt bei der Illustration der Bilder geachtet werden, sonst passt das alles nicht mehr zusammen.“
Einzig der nordamerikanische Markt zeigt kein Interesse an den Albarello-Büchern. Der Grund dafür ist für das Künstlerpaar, das nach eigener Aussage mit seinem Unternehmen „nie ganz groß werden und lieber überschaubar bleiben wollte“, fast schon ein Kompliment: „Unsere Zeichnungen sind den Amerikanern zu schlampig. Beispielsweise ein Kind im Schlafanzug auf dem Titel — das ist in den USA ein absolutes No-Go.“