Projekt in Hilden Digitalisierung Fabry-Sammlung

Hilden · Der Landschaftsverband Rheinland hat eine Förderung über 33.000 Euro bewilligt. Der Kreis Mettmann und der Museums- und Heimatverein „Unser Hilden“ stellen jeweils 4500 Euro bereit. Damit ist die Finanzierung gesichert.

Wilhelm Fabry (r. sein Denkmal) soll durch das Projekt bekannter werden - vielleicht so wie Hildens Wahrzeichen, die Reformationskirche.

Foto: Tobias Dupke

Die komplette Sammlung des Wilhelm-Fabry-Museums wird digitalisiert: Das ist ein großer und wichtiger Erfolg für Sandra Abend, Leiterin des Fabry-Museums, und Nicole Anfang, Vorsitzende des Museums- und Heimatvereins „Unser Hilden“. Sie konnten das nötige Geld (rund 42 000 Euro) erfolgreich beim Kreis Mettmann und beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) einwerben.

Ohne den LVR wäre nichts gegangen: Der Landschaftsausschuss des LVR hatte Mitte Dezember Anträge für 100 (!) Projekte auf dem Tisch, aber nur 6,2 Millionen Euro im Kulturetat. Der Antrag von Sandra Abend hat offenbar überzeugt. Wilhelm Fabry (1560-1634) ist der berühmteste Hildener und gilt als der be­deu­tends­te deut­sche Chir­urg sei­ner Zeit. Seine Schriften und Fallsammlungen wurden be­reits zu sei­nen Leb­zei­ten in meh­re­re Spra­chen über­setzt. Deshalb gilt Wilhelm Fabry als Be­grün­der der wis­sen­schaft­li­chen Chir­ur­gie.

Fabrys kulturelles Erbe in aktuellen Diskurs stellen

Das ist allerdings nur Fachleuten bekannt – und soll durch die Digitalisierung geändert werden. Nicole Anfang: „Das Lebenswerk Wilhelm Fabrys, sein kulturelles Erbe wird so erschlossen und in einen aktuellen Diskurs gestellt.“ Auf der Plattform „museum-digital“, die 770 große und kleine Museen mit fast 5000 Sammlungen und über eine halbe Million Exponate präsentiert, ist die Vernetzung und Forschung auf einzigartige Weise möglich, erläutert Sandra Abend: „Das ist wirkliche Demokratisierung von Wissen und trägt nachhaltig zur Bewahrung unseres kulturellen Erbes bei. Auf dieser Plattform wird zukünftig auch die Sammlung des Wilhelm-Fabry-Museum präsent sein.“

Erst durch die Digitalisierung könne die Fabry-Sammlung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Da die historischen Bücher nicht nur in Deutsch, sondern auch in Latein, Französisch und Englisch verfasst wurden, besteht sogar die Möglichkeit, für die internationale Forschung wahrnehmbar zu werden“, ist die Leiterin des Fabry-Museums überzeugt: „Über die Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Forschungsinstitutionen und Museen hinaus, stehen ebenfalls schulische Einrichtungen im Fokus. Diesen soll über die Objekte und ihre Materialität ebenfalls Geschichte vermittelt werden. Das Lebenswerk Wilhelm Fabrys und seiner Frau Marie Colinet, ihr gemeinsames kulturelles Erbe, wird so erschlossen und in einen aktuellen Diskurs gestellt.“

Die Hildener Sammlung besteht aus bis zu 4000 Objekten. Darunter sind auch sehr seltene Bücher von und über Fabry aus dem 16., 17., 18. und 19. Jahrhundert. Sie sind viel zu kostbar, um sie jemandem in die Hand zu geben. Wilhelm Fabry hat rund 600 Fallbeschreibungen veröffentlicht. Es waren Berichte über seine Beobachtungen am Krankenbett.

Er hat neue Operationsmethoden und chirurgische Instrumente entwickelt und sich mit anderen Fachkollegen ausgetauscht. Fabry war ein leidenschaftlicher Forscher im modernen Sinne. Durch seine Arbeit hat er die Medizin ein großes Stück vorangebracht. Das Projekt trägt vielleicht auch dazu bei, dass seine Frau Marie Colinet stärker wahrgenommen wird. Sie ist zu ihrer Zeit die berühmteste Hebamme der Schweiz und hat als Wundärztin viel zu Fabrys Erfolg beigetragen. Leider gibt es von ihr kein Bild.

In Hilden sind nach Wilhelm Fabry eine Straße und das Heimat-Museum (historische Kornbrennerei) benannt. Eine Straße erinnert an Marie Colinet. Und die städtische Sekundarschule trägt ihren Namen.