Kritik an Apotheken-Notdienst
Sonn- und feiertags ist immer eine Apotheke in Hilden besetzt. Wochentags ist der Weg zum Notdienst oft weit.
Zu Beginn des Jahres hat die Apothekerkammer Nordrhein die Notdienste neu organisiert. Folge: Montag beispielsweise oder auch gestern gab es keine Apotheke in Hilden oder Haan, die Notdienst hatte. Kunden werden nach Düsseldorf-Garath oder Benrath, Solingen, Langenfeld, Mettmann, Wuppertal-Vohwinkel oder Leichlingen verwiesen.
„So etwas geht nicht“, findet Wilfried Stöcker. „Kranke sollen bis Düsseldorf, Langenfeld, Solingen fahren, um die im Notfall notwendigen Medikamente zu bekommen. Für ältere Menschen ohne familiäre Unterstützung und ohne Auto ist das unmöglich.“ Der Hildener hat sich beim Präsidenten der Apothekenkammer Nordrhein schriftlich beschwert — bislang aber noch keine Antwort erhalten.
In den vergangenen fünf Jahren hätten mehr als 100 Apotheken im Kammerbezirk Nordrhein geschlossen, hatte Präsident Lutz Engelen im Januar erläutert. Die Neuorganisation soll die Zahl der Notdienste gerechter verteilen und Löcher im Versorgungsnetz verhindern. „Wichtig ist vor allem, dass sich die Entfernung der Patienten zu ihrer nächstgelegenen Notdienst-Apotheke nicht verändert.“ Tut sie aber, zumindest an bestimmten Tagen, zeigt der Praxistest.
Was bedeutet die Neuorganisation für die Apotheken vor Ort? Inge Funke ist Inhaberin der Apotheke Am Strauch in Hilden — und Sprecherin für die Apotheken in Mettmann, Ratingen und Velbert. Früher hätten die Apotheken in Hilden, Haan und Erkrath den Notdienst unter sich geregelt. Das mache jetzt eine Agentur — für ganz Nordrhein. „Sonn- und feiertags hat immer eine Apotheke in Hilden Notdienst“, erläutert Funke: „Deshalb machen wir beispielsweise in diesem Jahr doppelt so viele Notdienste (4) an Sonn- und Feiertagen wie früher (1-2).“ Dafür müssten die Kunden unter der Woche schon einmal längere Wege zur Notdienst-Apotheke in Kauf nehmen: „Das neue Notdienst-System ist noch in der Lernphase und wird weiter verbessert. Die Idee dahinter ist sehr gut.“
An Weihnachten hat die Apotheke am Strauch rund 150 Kunden im Notdienst bedient. Der Seniorenbeirat der Stadt weiß von keinen neuen Beschwerden über den Apotheken-Notdienst, sagt dessen Vorsitzender Gerd Wimmershoff. Anfangs hatten sich viele Ältere beschwert. Wimmershoff führt den Rückgang der Beschwerden auch darauf zurück, dass eine ganze Reihe von Apotheken in Hilden ihre Öffnungszeiten werktags und samstags verlängert habe.