Hilfsorganisation in Hilden und Haan Malteser erfüllen Todkranken letzte Wünsche
Hilden/Haan · Mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen ermöglicht die Hilfsorganisation Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen, letzte Reisen, Ausflüge oder Familienbesuche. Seit 2019 sind auch die Malteser in Haan und Hilden dabei.
Noch einmal das Meer sehen, ein Musical besuchen oder mit der Familie gemeinsam feiern: Die letzten Wünsche unheilbar kranker Menschen sind vielfältig und individuell. Sie zu erfüllen ist das Ziel der Aktion Herzenswunsch-Krankenwagen, die der Malteser Hilfsdienst ins Leben gerufen hat. Gestartet ist das Projekt im Jahr 2018 am Standort Leverkusen, mittlerweile ist es bundesweit etabliert. Seit 2019 sind auch 15 Ehrenamtliche der Malteser-Gliederung Haan-Hilden offiziell als Herzenswunscherfüller aktiv.
Einer von ihnen ist Justin Landwehr (23). Der ehrenamtliche Geschäftsführer der Dienststelle ist hauptberuflich als Krankenpfleger in der Notaufnahme tätig, seit seinem 18. Lebensjahr ist er bei Krankentransporten und Rettungsdiensten im Einsatz. „In knapp vier Jahren haben wir von unserem Standort in Haan-Hilden aus ungefähr 40 Fahrten mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen durchgeführt, bei etwa zehn war ich selbst dabei“, berichtet Landwehr. Eine Zeit lang seien Touren wegen der Pandemie nicht möglich gewesen. „Sonst hätten wir sicherlich noch deutlich mehr Wünsche erfüllen können“, meint Landwehr.
Um das Angebot in Anspruch zu nehmen, können kranke Menschen in ihrer letzten Lebensphase oder ihre Angehörige die Malteser kontaktieren. Erfüllt werden große und kleine Wünsche, auch eine Abholung aus dem Krankenhaus oder Hospiz ist möglich. „Das ganze Projekt ist spendenfinanziert“, betont Landwehr. Alle Anfragen nimmt die zentrale Stelle in Köln entgegen und leitet sie weiter. „Wenn die auf uns zukommen, schauen wir, ob jemand aus unserem Herzenswunsch-Team Zeit hat, die Fahrt zu übernehmen“, erläutert Landwehr. „Es sind auch mehrtägige Touren dabei, und die Anfragen erreichen uns meist sehr kurzfristig.“ Regulär wird eine Herzenswunsch-Fahrt von zwei Maltesern begleitet, die eine Schulung durchlaufen haben, in der sie für den Umgang mit palliativen Menschen sensibilisiert und über die rechtlichen Rahmenbedingungen informiert worden sind. Bei einer Zusage erhalten die betreffenden Helfer weitere Details: „Was genau geplant ist, und wann sie mit dem Krankenwagen wo zu sein haben“, sagt Landwehr. Außerdem bekommen sie ein Dossier mit Informationen zu Grunderkrankung und Medikation der Fahrgäste, damit sie diese bestmöglich betreuen können. Alle ehrenamtlichen Helfer, die im Herzenswunsch-Krankenwagen mitfahren, sind für den Rettungsdienst ausgebildet. „Neben Rettungssanitätern sind in unserem Team auch Pflegekräfte aktiv“, sagt Landwehr. „Das kommt unseren Gästen sehr zugute, da sie kurz vor ihrem Lebensende stehen und natürlich besondere pflegerische Bedürfnisse haben.“
Als Gäste bezeichnen die Malteser jene unheilbar kranken Menschen, deren letzte Wünsche sie erfüllen. „Es ist für uns Alltag, vom Patienten zu sprechen“, sagt Landwehr. „Wir wollen diesen Menschen aber vermitteln, dass sie bei uns keine Patienten sind. Sie werden nicht behandelt, sondern sind unsere Gäste und dürfen, ja sollen ihre Wünsche äußern.“ Bei der Fahrt zum Zielort können auch Angehörige mitkommen. Um längere Touren möglichst komfortabel zu gestalten, wird bei Verfügbarkeit ein spezieller Herzenswunsch-Krankenwagen mit Tablet-PC und Minibar genutzt. Er kommt insbesondere bei längeren Fahrten und mehrtägigen Reisen mit Übernachtungen zum Einsatz.
Geschwisterpaar wollte noch einmal das Heimatdorf sehen
Eine solche Reise haben die Malteser Haan-Hilden zum Beispiel einem Geschwisterpaar ermöglicht, das noch einmal das Heimatdorf seiner Kindheit in Bayern sehen wollte. „Beide waren Mitte 80 und unheilbar erkrankt“, berichtet Landwehr. Ein Geschwisterteil sei dann bereits kurz nach Reiseende verstorben. Besonders erinnert sich Landwehr auch an eine Herzenswunsch-Aktion, bei der er selbst dabei war und die ihn persönlich sehr berührt hat: „Der Wunsch kam von einer Dame Mitte 60, die wegen einer weit fortgeschrittenen Tumorerkrankung in einem Hospiz untergekommen war. Sie wollte noch einmal ihre Wohnung sehen, in der sie bis kurz vor ihrem Umzug ins Hospiz mit ihrem Ehemann zusammen gelebt hatte. Also wurde dort ein Treffen mit den Kindern und Enkelkindern organisiert, damit die Dame ein letztes Mal im Kreis ihrer Liebsten im eigenen Zuhause sein konnte.“
Die Familie sei äußerst dankbar gewesen und habe die Malteser sogar zum Kaffeetrinken eingeladen, erinnert sich Landwehr. Diesen kleinen Herzenswunsch zu erfüllen, sei natürlich ein vergleichsweise geringer Aufwand gewesen. Nichtsdestotrotz habe gerade dieser Wunsch ihn sehr beeindruckt: „Die wichtigsten Dinge sind oft die, die man jeden Tag um sich hat. Ich bin selbst ein überzeugter Familienmensch und konnte diesen Wunsch sehr gut nachvollziehen.“