Mehr Qualität im Schutzraum
Das Haus Ahorn für demente und psychisch kranke Menschen soll ausgebaut werden.
Hilden. Der letzte Zigarettenautomat ohne Ausweiskontrolle steht im Altenheim. Hinter den geschlossenen Türen von Haus Ahorn — der Demenzstation im Dorotheenpark — bietet der Kasten seine Tabakwaren an. „Ich finde es sehr wichtig, dass erwachsene Menschen nicht nach Zigaretten fragen müssen, wenn sie rauchen wollen“, sagt Geschäftsführer Peter Jaspert.
Wer der geschlossenen Station im Haus Ahorn lebt, ist dement oder schwer psychisch krank — er wäre eine Gefahr für sich oder andere, wenn er allein wäre. „Es ist ein Schutzraum, so offen wie möglich“, sagt Pfarrer Ulrich Lilie, geistlicher Vorstand der Graf-Recke-Stiftung.
In einem Gruppenraum liegen einige Bewohner im Bett, andere warten an Tischen still auf ihr Mittagessen. Ein Mann massiert sich die Hände. „Wir wollen Wohnformen modernisieren“, sagt Lilie. Angehörige würden oft nach Einzelzimmern fragen. Manchen Patienten ginge es aber besser, wenn sie die Gegenwart anderer spüren. „Mehrbettsituationen“ nennt der Pfarrer das.
Der Dorotheenpark soll ausgebaut werden — nicht für mehr Patienten, sondern für mehr Qualität, sagt Lilie. Ein sogenanntes „Oasenkonzept“ solle Anlaufstellen für die Patienten außerhalb ihrer Wohngruppe bieten. „Sie haben einen großen Bewegungsdrang. Es geht ihnen besser, wenn sie unterwegs sind“, sagt Lilie. Das Personal reagiere flexibel, sagt Jaspert. Ist ein Patient zur Mittagszeit nicht in seiner Gruppe, esse er anderswo mit.
Neu solle außerdem bald ein Zahnarztzimmer sein, dazu eine Seelsorgestelle. „Das ist auch für die Mitarbeiter“, sagt Jaspert. Die Arbeit sei gesellschaftlich kaum anerkannt: „Ausgebildete und geprüfte Leute sagen: Ich bin nur Altenpfleger. Das gibt es in der Krankenpflege nicht.“
Alltäglich seien im Haus Ahorn Dinge, die für Außenstehende nicht zu verstehen seien, sagt Pflegerin Heike Zoike: „Manchmal rennt jemand nackig über den Flur.“ Im Dezember hatte sich ein Mitarbeiter an die Presse gewandt, ein Bild zeigte einen Bewohner im umgekippten Rollstuhl.
Fehler im Haus hätten damals nicht festgestellt werden können, sagt Lilie: „Ein Patient mit Demenz bringt sich fünfmal am Tag in eine kompromittierende Situation.“ Im vergangenen halben Jahr habe der Medizinische Dienst der Krankenkassen das Haus dreimal unangemeldet geprüft — zuletzt habe es die Bestnote gegeben. „Wir liegen über dem Landesdurchschnitt“, sagt Silvia Bach, Leiterin des Hauses.
Den Bewohnern werde viel geboten, sagt Bach. Eine Urlaubsfahrt nach Winterberg in einer gemischten Gruppe und ein Fotokurs seien schon im Angebot gewesen. Die Bedürfnisse der Patienten seien eben ganz alltäglich: „Es gibt Empfindungen, Streit und Paare, die sich finden“, sagt Bach.