Mobilität in Haan Bekommt Gruiten eine Mitfahrbank?
Haan · Um die eigentlich schon für 2020 geplanten Mitfahrbänke für Senioren in Gruiten gibt es Irritationen.
Eigentlich sei alles geritzt gewesen mit der Mitfahrbank in Gruiten, sagt Karlo Sattler vom Haaner Seniorenbeirat. 2019 fiel die Entscheidung, im März 2020 sollte die Bank für ältere Menschen, die von der Ecke Prälat-Marschall-Straße/Kalkstraße zum Supermarkt an der Thunbuschstraße wollen, in Betrieb genommen werden.
Doch dann kamen sowohl die Pandemie als auch insbesondere die Baumaßnahmen an der Grundschule: „Zu dieser Zeit wäre die Bank nicht zu erreichen gewesen“, sagt Sattler. Am geplanten Standort gab es nämlich bereits eine Bank, die aber nicht als Mitfahrbank gekennzeichnet war. Trotzdem wollte der Beirat an der Entscheidung festhalten, sobald die Baumaßnahmen beendet sind. Das sei zumindest Sattler immer klar gewesen.
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Generationen sah dies jetzt aber nicht zwingend so. Dort gab es Nachfragen zum Thema. Die CDU hatte verstanden, „dass die Mitfahrbank nicht mehr weiterverfolgt werde“, sagte Annette Braun-Kohl, als stellvertretendes Mitglied für die CDU im Ausschuss. Auch der Kreistag hatte in seinem Mobilitätsausschuss Ende September vergangenen Jahres berichtet: „Das Projekt ‚Mitfahrbank‘ wurde in Haan daraufhin nicht mehr weiterverfolgt.“ Grund dafür sei die Planung und Einführung einer sogenannten Mitfahrzentrale für Haan, bei der sich unter anderem per App Fahrgemeinschaften finden können.
Damit beschäftigen sich allerdings nicht der Seniorenbeirat und der Runde Tisch in Gruiten, sondern das Klimaschutzmanagement der Verwaltung. „Laut Pendleratlas finden allein in Haan jeden Tag 25 352 Fahrten zum Arbeitsplatz statt. Drei Viertel der Pendler sind mit dem Auto unterwegs und legen dabei durchschnittlich über 7600 Kilometer pro Jahr zurück“, schreibt Stadtsprecherin Sonja Kunders dazu auf Nachfrage. Knapp 94 Prozent der Autos seien dabei nur mit einer Person besetzt. Das verschwende Ressourcen. Der Rat der Stadt habe deshalb die Einführung der Mitfahrzentrale im vergangenen Juni beschlossen. Bis zum 3. September lief eine Befragung von Bürgern, die ins Vergabeverfahren einfließen sollte.
„Damit hat der Runde Tisch Gruiten aber gar nichts zu tun“, sagt Karlo Sattler. Für seine Klientel sei eine solche Mitfahrzentrale, die über das Internet laufe, ohnehin nicht interessant. Viele ältere Menschen hätten kein Smartphone, „40 Prozent der über 60-Jährigen haben gar kein Internet“, sagt Sattler. Die Mitfahrbank sei für sie das bessere Instrument: Sie setzen sich auf die Bank und warten auf eine spontane Mitfahrgelegenheit. Dabei können auch länger währende Bekanntschaften entstehen. „An den beiden Standorten vor der Grundschule und dem Supermarkt sollen Schilder und Bänke aufgestellt werden“, berichtet Sattler.
Die CDU sieht da ein mögliches Problem: „Es könnte ein falsches Zeichen an die Kinder sein, wenn Menschen da einfach in fremde Autos einsteigen“, sagt Braun-Kohl. Auch die Stadt schreibt, der Runde Tisch werde beraten, „ob in Zeiten der Pandemie und im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes nach wie vor an der Bank festgehalten wird“.
„Die ehemalige Schulleitung der Grundschule sah kein Problem für die Kinder“, argumentiert Sattler. Gespräche mit dem neuen Schulleiter soll es bald geben und auch Informationsblätter für Eltern und Kinder seien geplant.
Eigentlich stand das Thema beim Runden Tisch am vergangenen Mittwoch (7. September) schon auf der Tagesordnung. Diese Sitzung musste allerdings ausfallen und wurde auf Ende September verlegt. Karlo Sattler wird dann wohl weiter für die Mitfahrgelegenheiten plädieren.
„Das ist jetzt auch nicht so die große Kunst, da zwei Bänke hinzustellen“, sagt er. Finanziell sei der Großteil der Kosten ohnehin von den Haushaltsmitteln für die Quartiersarbeit gedeckt. Auch da ist in Sattlers Augen eigentlich alles geritzt.