Möhnen stürmen das Bürgerhaus und die Waldkaserne - Verteidiger sind chancenlos
Die Möhnen haben am Donnerstag das Bürgerhaus und die Waldkaserne im Sturm genommen.
Hilden. Mal ehrlich, wohl niemand hatte am Donnerstag ernsthaft damit gerechnet, dass Hilden nicht in närrische Hände fallen würde. Weder die Rathauspfeifen noch die Soldaten der Bundeswehr hatten eine reelle Chance, das Bürgerhaus und die Waldkaserne vor dem Ansturm der Möhnen und Jecken zu schützen. Aber zumindest haben sie es versucht . . .
Große Hoffnungen hatten die Rathauspfeifen dabei auf die neue Beigeordnete Rita Hoff gesetzt. Sie ist das neueste Mitglied der Mannen um Bürgermeister Horst Thiele und hatte dafür gesorgt, „dass die letzte Männerbastion im Rathaus gefallen ist“, sagte Thiele. Eine 36 Jahre währende Männerherrschaft sei damit gebrochen, „und ab sofort müssen wir uns benehmen“. Da Hoff kurzerhand zur Sittenwächterin der Rathauspfeifen ernannt wurde, „können wir die Chauvi-Witze jetzt nur noch auf der Männertoilette erzählen“.
Möglicherweise haben die Rathauspfeifen aber auf das falsche Pferd gesetzt. Denn ihre Gegenwehr währte nur wenige Minuten, dann strömten die gut 200 Narren in den alten Ratssaal, um die Macht über die Stadt zu übernehmen. Es ging das Gerücht, dass Rita Hoff für den schnellen Erfolg der Tollitäten und ihrer Anhänger verantwortlich sein soll: Als Technische Beigeordnete ist sie für das Gebäudemanagement zuständig, und womöglich sorgte sie aus Sorge um die Unversehrtheit der Bürgerhaustür dafür, dass eben diese so schnell geöffnet wurde.
Auch die Hoffnungen der Rathauspfeifen, dass Petrus durch ständigen Nieselregen die Narrenschar überschaubar halten würde, erfüllten sich nicht. Letztendlich müssen sie sich die Niederlage aber vor allem selbst zuschreiben — denn Überheblichkeit kommt bekanntermaßen vor dem Fall. Und überheblich waren die Einschwörungsversuche der obersten Rathauspfeife schon: „Sollen se ma kommen“ und „et hätt noch immer jut jegange“.
Nicht besser erging es am Nachmittag den Soldaten der Bundeswehr, als Seine Tollität Prinz Hildanus Manfred III. und Ihre Lieblichkeit Prinzessin Hildania Kerstin I. mit dem Kinderprinzenpaar Marcel und Kira samt Gefolge zum Sturm auf die Waldkaserne ansetzten. Auch dort wehrten sich die Verteidiger nach Kräften — und wieder einmal ohne Erfolg. Nach kurzer, heftiger Gegenwehr war die 57. Niederlage besiegelt.
Dabei hatte das Bundesverteidigungsministerium erst im September den Standortältesten, Oberstleutnant Martin Seidel, von der Bonner Hardthöhe nach Hilden versetzt, um dessen nordische Kühle (er ist gebürtiger Flensburger) dem rheinischen Frohsinn entgegenzusetzen. Seitdem hatte er mit seinem Stab um Stabsfeldwebel Christoph Weber an der Verteidigungstaktik gefeilt und getüftelt.
Aber Spanische Reiter, Feldjäger und Feuerwerk konnten die Möhnen nicht abhalten. „Ich habe wohl doch zu viele Urlaubsscheine unterschrieben“, versuchte Seidel anschließend eine Erklärung für die blitzschnelle Einnahme seines Standortes durch die Hildener Tollitäten zu finden. Eines hatte er trotz monatelanger Vorbereitung nicht bedacht: „Da standen zu viele Männer vorne, die haben den Möhnen ja freiwillig Platz gemacht.“
Der Standortälteste erwies sich als guter Verlierer. Verteidiger und Angreifer zogen gemeinsam los, um den Sieg der närrischen Schar zu feiern. Ganz unerwartet kam die Niederlage für den Standortältesten ohnehin nicht: „Ich habe vier Stunden die Höhner gehört und mich mit Kamelle bewerfen lassen.“ Und auch das närrische Programm der Siegesfeier ließ darauf schließen, dass die Soldaten die Niederlage vorhergesehen hatten.