Buschfeuer Wie eine Monheimerin das Feuerinferno in Australien erlebt

Monheim/Cairns. · Christl Lohrum aus Monheim lebt seit 2003 überwiegend auf dem Fünften Kontinent.

Ein Feuerwehrmann bekämpft in Australien die Flammen, die auf ein Gebäude übergegriffen haben.

Foto: dpa/Dan Himbrechts

In Australien gehören Katastrophen irgendwie zum Alltag. Entweder man muss sich vor Stürmen in Sicherheit bringen oder vor Feuer. „Es gibt über das ganze Land verteilt Evakuierungszentren“, erzählt Christl Lohrum. Manche haben dicke Wände und werden in die Höhe gebaut, damit ihnen Stürme nichts anhaben können und vom Meer einströmendes Wasser keine Menschen gefährdet. Andere sind so gebaut, dass sie größtmöglichen Schutz vor Feuer geben. „Australien ist ein Land der Extreme“, sagt Christl Lohrum. Aber selbst in diesem Land der Extreme sind die aktuellen Buschfeuer eine Ausnahmeerscheinung.

Christl Lohrum wächst in Monheim auf, macht 1998 am Hildener Bonhoeffer-Gymnasium ihr Abitur. Sie studiert in Wuppertal Architektur, lernt während eines Auslandssemesters in Mailand viele nette Menschen kennen, bleibt mit ihnen in Kontakt. 2003 zieht eine dieser neuen Freundinnen mit ihrem Lebensgefährten nach Australien. „Ich habe damals keinen Job gefunden und dachte mir: Warum nicht Australien“, erinnert sich die 40-Jährige heute. Sie kommt mit.

In Australien findet sie innerhalb von zwei Wochen einen Job, verliebt sich in Land und Leute, erhält ein Arbeitsvisum. Sie lernt ihren Lebensgefährten kennen, dem sie 2006 und 2007 Europa zeigt. Für ein Jahr ziehen sie in ihre alte Heimat. Die beiden leben aber seit 13 Jahren wieder im tropischen Nordosten Australiens in der Stadt Cairns, umgeben von Regenwald. Dort stehen die hohen, dickwandigen Evakuierungszentren. Sie schützen vor Stürmen. Mit Feuer haben Christl Lohrum, ihre Mann und die beiden Kinder eher wenig zu tun. „Sie leben weit genug weg“, weiß auch Christls Vater Rudi Lohrum, der in Monheim beim SkFM aktiv ist. Deshalb ist er auch nicht beunruhigt.

Die Feuerhölle im Süden des Landes bestimmt weltweit die Berichterstattung und beschäftigt auch die kleine Familie täglich: „Mein Schwager wohnt in Penrith, einer Stadt in New South Wales, 50 Kilometer von der Metropole Sydney entfernt im Landesinneren“, erklärt Christl Lohrum. Rundherum brennt es, der Boden ist extrem trocken, die Temperaturen extrem hoch. „Überall könnte ein neues Feuer entfacht werden“, erklärt Dale Killeen, Christl Lohrums Schwager. Die Temperaturen steigen auf bis zu 49 Grad, der Wind hat Geschwindigkeiten von 30 km/h und mehr.

Dale Killeen und seine Familie wohnen in einem Haus mit rund 2000 Quadratmeter Grundstück. Sie sitzen auf gepackten Koffern, haben schon mehrfach den Anhänger beladen und wollen losfahren. Doch dann dreht der Wind oder die Feuerwehrleute können den Brand in der Nähe löschen. Das Feuer kommt jedenfalls nie so nah heran, dass ihr Haus Gefahr läuft in Flammen aufzugehen. Dale Killeen bleibt trotzdem alarmiert „Wir haben alle Festplatten eingepackt, außerdem Dokumente, einige Fotos, ein paar persönliche Dinge und Kleidung. Auf den Rest können wir theoretisch verzichten“, erklärt Dale Killeen. „Es klingt ein bisschen schräg, aber man hat sich damit abgefunden, so vieles verlieren zu können. Immerhin hatten wir die Chance, unsere persönlichen Dinge zu sichern. Viele haben überhaupt nicht die Zeit dafür“, sagt er. „Und manche werden von dem Feuer überrascht und sterben sogar.“

Momentan scheint sich die Lage für Dale Killeen und seine Familie ein wenig zu entspannen. Die Feuerwehr hat breite Schneisen zwischen Busch und Stadt geschlagen, der Regen der vergangenen Tage hat einige Brandherde gelöscht.

Die Buschfeuer sind trotzdem allgegenwärtig: Der Rauch zieht sich durch ganz New South Wales, überall fällt Asche herunter, was die Gefahr eines Feuers wieder erhöht. Die Kraft der Flammen kann zerstörerisch sein. Feuer bedeutet aber auch Leben: „Manche Pflanzensamen keimen erst nach einem Buschfeuer. Ohne die Hitze könnten sich die Pflanzen nicht fortpflanzen“, erklärt Christl Lohrum.

„Was den Australiern jetzt noch fehlen würde: Wenn die Touristen wegblieben“, sagt Christl Lohrum. Das Land lebt von den Einnahmen aus dem Tourismus. Gerade jetzt sollten Menschen Urlaub in dem faszinierenden Land machen, sagt sie. „Wenn ein Australier sein Haus im Feuer verloren hat, soll er jetzt nicht auch noch seinen Job verlieren“, erklärt sie. Natürlich brauche das Land keine Katastrophen-Touristen, die nur zum Gaffen kommen. Aber alle anderen seien willkommen. Die Stadt Cairns, in der Christl Lohrum wohnt, lebt vom Tourismus. „In Australien machen die Touristen normalerweise Rundreisen. Wenn nun niemand mehr nach New South Wales kommt, kommt auch niemand mehr bei uns vorbei“, befürchtet die Architektin.