Neue Sattlerei: Maßarbeit für Hund und Pferd
Annika Schoenen (28) eröffnet am 4. November an der Kaiserstraße 88 ihr eigenes Geschäft: eine Sattlerei.
Haan. Studieren? Mit dem Gedanken, nach dem Abitur in Hörsälen und Seminarräumen zu sitzen, konnte sich Annika Schoenen nicht anfreunden. Sie wollte etwas mit Pferden, ihrem Hobby, zum Beruf machen. „Meine Eltern besitzen Pferde, ich bin mit den Tieren groß geworden“, sagt die zierliche 28 Jahre alte Haanerin. Da kam der Vorschlag eines befreundeten Sattlers ihrer Eltern gerade recht. Der bot ihr eine Ausbildung zur Sattlerin an, und Annika Schoenen griff zu.
Nach der dreijährigen Lehre in Köln arbeitete sie vier Jahre lang in einer Monheimer Sattlerei. „Ich habe also schon durchaus Berufserfahrung sammeln und mir einen Kundenstamm aufbauen können“, sagt sie. Den braucht sie auch, denn Annika Schoenen eröffnet am 4. November an der Kaiserstraße 88 ihre eigene Sattlerei.
An den Wänden hängt schon übersichtlich das Sattler-Werkzeug, im hinteren Raum ist Platz für jede Menge Sättel. Denn Annika Schoenen repariert nicht nur die Reiterhilfen, sie passt sie auch an. „Ich fahre zu meinen Kunden, schaue mir das Problem vor Ort an, nehme den Sattel und bringe ihn dann auch wieder zum Kunden zurück“, beschreibt sie ihre Hauptaufgabe.
„Pferde verändern sich ja“, sagt die 28-Jährige: „Wenn sie wachsen, anderes Futter bekommen oder auch krank sind.“ Dem sich verändernden Tierkörper müsse der Sattel angepasst werden. Dafür arbeitet die junge Frau eng mit einer Pferdephysiotherapeutin zusammen. „Wenn das Pferd Probleme hat, die nicht vom Sattel kommen, kann sie weiterhelfen“, sagt sie. Das funktioniere natürlich auch umgekehrt.
Schwer gefallen sei ihr der Schritt in die Selbstständigkeit nicht. Seit Anfang des Jahres befasst sie sich mit der Idee. Unterstützung kommt von ihren Eltern und Freunden. „Natürlich ist immer ein bisschen Unsicherheit da“, gibt sie zu.
Aber der Optimismus, ein relativ großer Kundenstamm und die große positive Resonanz, die sie erhalte, überwiegen. „Das Schwierigste beziehungsweise Wichtigste ist, zu erkennen, wo der Sattel wirklich klemmt“, sagt sie. Pferde seien so unterschiedlich, da brauche es auch ein gewisses Gespür.
Ihr eigenes Pferd „Parodie“ steht an der Ohligser Straße. Immer an ihrer Seite ist ihr Hund „Germana“. Für den näht sie gerade ein Hundegeschirr aus Leder. „Der zieht immer so an der Leine“, sagt sie. Und weil sie sowieso ein paar Zeugnisse ihrer Handwerkskunst zum Ausstellen braucht, näht sie das passende Geschirr für ihren Vierbeiner gleich selbst. Aber Sättel fertigt sie natürlich auch an. Annika Schoenen: „Dann sind es aber Distanz- und Wanderreitsättel.“