Parkende Autos: Rettungsfahrzeug kommt kaum durch

Parkende Autos in engen Straßen behindern immer häufiger die Feuerwehr. Die WZ fuhr im Rüstfahrzeug mit.

Haan. Stillstand. Kein Weiterkommen. Auf der rechten Seite der Straße „Sankt-Nikolaus-Siedlung“ stehen zwei Autos, links ragt eine Hecke in die Straße. Der große Rüstwagen der Feuerwehr kommt hier nicht durch. Würde es am Ende der Straße jetzt tatsächlich brennen, müssten die Feuerwehrleute die Wasserschläuche ausrollen, ihre technischen Geräte schultern und sich zu Fuß zum Einsatzort bewegen.

„Ist oft sehr eng, aber bislang hatten wir immer Glück und sind durchgekommen“, sagt Feuerwehrchef Carsten Schlipköter. Mit Michael Kleinsteinberg (49), Oberbrandmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Haan, zeigt er Stellen im Stadtgebiet, an denen die Retter im Ernstfall kaum durchkommen würden. Klein-steinberg ist seit 25 Jahren Fahrlehrer in Gruiten und schult seine Kollegen bei der Wehr ehrenamtlich im Umgang mit den großen Einsatzfahrzeugen.

In der Nikolaus-Siedlung muss Kleinsteinberg den Rückwärtsgang einlegen, Schlipköter hilft als Einweiser, gibt Handzeichen, damit weder die Autos noch die Hecke beschädigt werden. Drei Spiegel auf der Beifahrerseite, zwei auf der Fahrerseite helfen ihm beim Rangieren.

Millimeterarbeit ist auch an der Goethestraße in der Innenstadt gefragt. Die Autos sind korrekt abgestellt, stehen dicht am Bordstein. Eng ist es trotzdem, denn die Platanen auf der linken Seite begrenzen den Straßenraum. „Natürlich verzögern solche Engstellen die Zeit bis zum Einsatzort“, sagt Schlipköter, während Kleinsteinberg ruhig und besonnen das 2,50 Meter breite Fahrzeug — mit Spiegeln 2,95 Meter breit — durch die Engstelle fährt.

Der laute Dieselmotor und das Quietschen der Bremsen locken eine Anwohnerin vor die Tür. „Ich verstehe nicht, dass sie sich jetzt hier durchquetschen müssen“, sagt sie. Schlipköter versucht, die Testfahrt zu erläutern. „Es geht auch um Ihre Sicherheit“, sagt er.

„Es wird immer schwieriger“, sagt der 48-jährige Brandrat. Auch wenn die Feuerwehr in der Bevölkerung nach wie vor einen sehr guten Ruf genieße, stoße es beispielsweise nicht immer auf Verständnis, wenn ein Einsatzfahrzeug quer auf der Straße steht oder ein Rettungswagen eine Einfahrt blockiert.

Kleinsteinberg lenkt den acht Meter langen Wagen in das Wohngebiet am Bandenfeld. Auch dort gibt es immer Engpässe. „Auch bei einer Alarmfahrt müssen die Fahrer Ruhe bewahren“, sagt Kleinsteinberg. Seinen Schülern versucht er zu vermitteln, dass das Ziel sei, anzukommen. Dabei vermeide die Wehr auch im Notfall über Bordsteine zu fahren („Das tut weder den Reifen noch dem Bordstein gut“) oder Autos zu streifen.

„Es passiert schon mal, dass wir einen Außenspiegel abfahren“, sagt Schlipköter. Aber „durchdrücken“ würde sich die Wehr nie. „Die Gefahr ist viel zu groß, dass das Hindernis dabei verschoben wird und am Ende die ganze Straße versperrt.“

Bei etwa 18 Metern liegt der Wendekreis der großen Einsatzfahrzeuge. Ein Grund, warum in Kurven nicht geparkt werden darf. „Früher gab es nicht so viele Autos“, nennt Schlipköter Gründe für die Engstellen im Stadtgebiet. „Und viele Autofahrer wissen nicht, wie viel Platz ein Feuerwehrauto braucht.“ Ihnen empfiehlt er, die Autos dicht am Bordstein zu parken. „Auch das halbseitige Parken auf dem Bordstein wie an der Diekermühlen Straße ist ein guter Kompromiss“, sagt Schlipköter.

Der Feuerwehrchef versichert, dass weder er noch seine Kollegen falsch geparkte Autos anzeigen würden. „Wenn wir vorbeikommen, schieben wir einen Zettel mit einem freundlichen Hinweis unter die Windschutzscheibe.“