Phoenix will in den Pfarrsaal

Der Verein schlägt den Umbau in eine Gaststätte mit einem Raum für Veranstaltungen vor.

Gruiten. Es war eine dicke Überraschung, die zwischen Bergen von Haushaltsunterlagen auf den Tischen der Stadtverordneten lag. Die blassen Kopien eines schiefen Faxes enthielten einen Vorschlag des Vereins Phoenix für die Ratssitzung am Dienstagabend. Das Angebot: ein neues Versammlungshaus in Gruiten — und die Stadt bräuchte dafür nur ein einziges Mal Geld auszugeben.

Mit viel Detailkenntnis stellte Jens Lemke (CDU) den Vorschlag des Vereins (nach eigenen Angaben teilweise mit der Führung des Hauses am Quall identisch) dar: Der Gemeindesaal der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus könnte modernisiert werden, den Betrieb würde ehrenamtlich der Verein übernehmen. Das Mobiliar des Bürgerhauses könnte verwendet werden, der sanierungsbedürftige Bau an der Düsselberger Straße könnte entfallen. „Dann hat die Stadt keine laufenden Kosten mehr“, stellte Lemke heraus. Im Haus am Quall laufe das hervorragend.

Die Umsetzung hätte mehrere Vorteile: Der neue Saal würde nicht nur das Bürgerhaus als Versammlungsstätte ersetzen, sondern zugleich das gastronomische Angebot in Gruiten ergänzen. Die Kosten für Umbau und Ausstattung als Wirtschaft sollen bei 460.000 Euro liegen. Das ist passenderweise fast genau der Betrag, der in der Stadtkasse für Sanierungen des Bürgerhauses zurückgestellt ist.

Eine Lösung, die Michael Ruppert (FDP) begrüßte: „Es gibt nur ganz wenige Veranstaltungen, die die große Fläche des Bürgerhauses brauchen.“ Die Warnung von Kämmerin Dagmar Formella blieb ohne Echo: Das zurückgestellte Geld auf diese Weise einzusetzen, belaste den Ergebnishaushalt.

„Handstreichartig“ nannte Heinrich Wolfsperger (SPD) die Art, diesen Vorschlag ohne Vorbereitung zu verteilen. Nelson Janßen (Die Linke) kritisierte, dass über sehr viel Geld nur anhand einer Tischvorlage entschieden werde. Das Geld habe für andere Aufgaben nicht zur Verfügung gestanden. „Wir wollen einen Prüfauftrag an die Verwaltung erteilen“, sagte Wilfried Pohler für die SPD-Fraktion.

Zur Prüfung soll es nun kommen. Dabei wird zu klären sein, wie die Kirche ihren Raum nutzen möchte. Gleichzeitig stellte der Stadtrat die Reservemittel des Bürgerhauses bereit. Ein Sperrvermerk soll dafür sorgen, dass vor einer Auszahlung nochmals beraten wird.

Einig waren sich alle Fraktionen, dass das Bürgerhaus zu teuer wird, um es so wie bisher zu betreiben. Die Verwaltung gibt an, dass der Saal noch bis zum 30. Juni 2012 verplant ist. Laut Ratsentscheid soll dann sofort Schluss sein.

Jürgen Brand, Wolfgang Wahle und Manfred Janßen haben der Stadt das Angebot unterbreitet. Als „Phoenix“ war die Gruppe bereits vor zwei Jahren aufgetreten, als das Wirtshaus „Zum Schwan“ in Gruiten geschlossen wurde. Eine neue Gastronomie für Gruitener und Gäste sollte ermöglicht werden — nur das Wie blieb seinerzeit weitgehend unklar. Überlegt wurde, ein Fachwerkhaus aus Erkrath auf dem Anger aufzubauen, das ließ sich aber nicht realisieren.