NRW Haan hat die meisten Unfallopfer im Kreis zu verzeichnen

Haan · Nirgendwo sonst im Kreis Mettmann gab es 2020 statistisch so viele Verletzte bei Verkehrsunfällen. Auf Platz zwei der traurigen Tabelle liegt Hilden.

Am 7. November 2020 verunglückte ein 18-jähriger Autofahrer an der Elberfelder Straße.

Foto: Polizei

Es war kurz vor Mitternacht, als am 7. November vergangenen Jahres ein 18-Jähriger mit seinem VW Golf bei viel zu hoher Geschwindigkeit von der Elberfelder Straße abkam. Der Fahranfänger prallte gegen eine Mauer und rutschte in ein Verkehrsschild, ehe der Wagen im Grünstreifen stehen blieb. Alle Airbags lösten aus, trotzdem wurde der 18-Jährige schwer verletzt und kam in ein Krankenhaus. Seine 17- und 18-jährigen Beifahrerinnen wurden leicht verletzt.

Drei Tage später wurde eine 63-jährige Suzuki-Fahrerin bei einem Abbiege-Unfall auf der Hochdahler Straße so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Das sind nur zwei von insgesamt 95 Verkehrsunfällen, bei denen in Haan im vergangenen Jahr Menschen verletzt worden sind. 26 Personen erwischte es dabei schwer, 101 weitere wurden leicht verletzt. Die sogenannte Verunglücktenhäufigkeitszahl, bei der die tatsächliche Zahl der Verletzten auf 100.000 Einwohner hochgerechnet wird, liegt in Haan für das vergangene Jahr bei 417. Keine andere Stadt im Kreis Mettmann hat diesen Wert erreicht.

Nach Haan folgt
Hilden an zweiter Stelle

„An zweiter Stelle haben wir Hilden verzeichnet“, teilte Hauptkommissar Wolfgang Nellen, Leiter der Polizeiwache in Haan, jetzt im Umwelt- und Mobilitätsausschuss mit, wo die CDU eine entsprechende Anfrage gestellt hatte. Mit 377 liege die Nachbarstadt aber schon deutlich dahinter. Der kreisweite Durchschnittswert beträgt 319.

„Wir haben uns schon sehr gewundert, dass Haan so einen Ausreißer im vergangenen Jahr gebildet hat“, berichteten Nellen. Überall sei die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten coronabedingt zurückgegangen – „nur hier nicht“.

Woran liegt das? Spekulieren wollte der Polizei-Experte nicht, einen relativ deutlichen Hinweis gab er dann aber doch: „ Wir hatten im vergangenen Jahr eine Menge Großbaustellen in der Umgebung“, sagte er und nannte unter anderem das Autobahnkreuz Hilden und die Baustelle im Ittertal als Beispiele: „ Wir gehen davon aus, dass das Haaner Stadtgebiet verstärkt als Ausweichstrecke genutzt worden ist“, betonte Nellen – und das erhöhte Verkehrsaufkommen habe dann auch zu mehr Unfällen geführt.

Ein Blick in die Statistik zeigt: Insbesondere Verkehrsadern Ellscheider-, Flur-, Gräfrather, Hochdahler oder Millrather Straße tauchten als Unfallorte immer wieder auf.

Mit dem Ende so mancher Baustelle gingen auch die Zahlen wieder zurück. Rolf Nellen nannte beispielsweise aktuell 132 Unfälle mit Verletzten für das laufende Jahr in der Gartenstadt. Zum gleichen Zeitpunkt seien es 2020 bereits 168 gewesen.

Von den 30 Unfällen mit verletzten Radfahrern Im vergangenen Jahr waren laut Polizei übrigens 14 sogenannte Alleinunfälle ohne Fremdeinwirkung. Häufige Unfallursache sei das Unterschätzen der Situation beim Anfahren von E-Bikes beziehungsweise Pedelecs gewesen: „Beim Anfahren kommt es häufig zu einem Sturz“, berichtete Nellen, etwa wenn bereits beim Anfahren eine hohe Motorunterstützung eingeschaltet sei. Dann genüge schon ein leichter Tritt auf die Pedale, „das Fahrrad schießt nach vorn und die Leute fallen um“. Allerdings verursache auch Wurzelwerk im Wald immer wieder Unfälle.

Auch die Altersstruktur hat die Polizei bei den Verkehrsunfällen mit verletzten Personen erfasst. Demzufolge kamen neun mal Kinder körperlich zu Schaden. 16 Mal erwischte es junge Erwachsene, und auch 20 Senioren wurden in Haan im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen verletzt.

Bei aller Negativ-Statistik hatte Rolf Nellen am Ende auch noch eine gute Nachricht: „Verkehrstote hatten wir 2020 zum Glück nicht.“