Hilden Pommer sieht schwieriges Jahr

Hilden · Das Jahr 2020 wird Claus Pommer wohl nie vergessen. Er bewarb sich als Bürgermeister und wurde mit 62,19 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang gewählt. Ein Erdrutsch-Sieg, den kaum jemand so erwartet hatte. Die RP blickt mit dem Bürgermeister zurück – und nach vorn.

Bürgermeister Claus Pommer hängt in seinem Büro im Rathaus Bilder auf. Die Einrichtung hat er von seiner Vorgängerin Birgit Alkenings übernommen – so wie diese von ihren Vorgängern.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. Der große Besprechungstisch ist jetzt weiß gestrichen. Die Vorhänge am Fenster hat Claus Pommer (50) durch Lamellen ersetzen lassen. Sonst hat sich im Bürgermeisterbüro im Rathaus wenig verändert. „Es ist nicht mein Geschmack, aber ich kann gut damit leben“, sagt Pommer: „Ich fühle mich hier sehr wohl.“ Die rund 1000 Mitarbeiter der Stadtverwaltung hätten ihn sehr offen und freundlich aufgenommen: „Ich war überrascht, wie positiv die Stimmung ist.“ Nicht nur die Rathaus-Mitarbeiter, auch Bürger und Politiker: Alle haben hohe Erwartungen an den neuen Amtsinhaber. „Ich versuche, dem gerecht zu werden“, sagt Claus Pommer: „Ich weiß, wenn in Hilden etwas nicht gut läuft, wird man das mit mir in Verbindung bringen. Das hat mit meiner Aufgabe zu tun, nicht mit meiner Person. Ich werde versuchen, damit professionell umzugehen.“

Als Ende September 2019 erstmals über Pommers Kandidatur berichtet wurde, war er ein unbeschriebenes Blatt. Der unabhängige Jurist aus dem Landesfinanzministerium, unterstützt von CDU, FDP, Grünen und BA, musste sich bei den Wählern bekannt machen. Zahlreiche öffentliche Auftritte bei Festen und Veranstaltungen waren geplant. „Ich war anfangs sehr optimistisch, ohne siegessicher zu sein“, sagt Pommer. Dann begann die Corona-Krise – und warf alle seine Wahlkampf-Pläne über den Haufen. Er habe ein „tolles Team von Freunden“ gehabt, die ihm Mut gemacht und ihn unterstützt hätten. Seinen Image-Film habe der „Freund eines Freundes“, ein Ton-Ingenieur gemacht: „Das war sehr aufwändig. Für eine Minute Film waren etliche Stunden Dreharbeiten nötig.“ Aber über den Film und die sozialen Netzwerke habe er viel positiven Zuspruch erfahren.

Aufgrund dieser Erfahrungen will der Bürgermeister auch den Auftritt Hildens im Internet und in den Sozialen Medien verbessern: „Unsere Stadt hat viele Vorzüge und Stärken, die unsere Bürger gar nicht alle kennen.“ Deshalb soll die Öffentlichkeitsarbeit mehr Gewicht bekommen.

Pommer findet Wandern
„super entspannend“

Wegen des Wahlkampfs hat Pommer im Sommer 2020 nur zwei Wochen Urlaub mit seiner Frau Elke und seinen Söhnen (Lasse (15), Jonas (18) und Til (20) gemacht – in Egmond aan Zee in Holland. Im Herbst 2021 möchte er gerne mit seiner Frau und Freunden im marokkanischen Atlas-Gebirge wandern und die Königsstädte erkunden – wenn Corona das zulässt. Begeistern kann sich der Hildener immer noch für das Dahner Felsenland in der Südwestpfalz: „Das ist das landschaftlich Schönste überhaupt. Ich finde Wandern super entspannend.“

„2021 wird ein sehr schwieriges Jahr“, ist sich der Bürgermeister sicher: „Die Haushaltslage ist sehr angespannt und die Personalsituation im Rathaus katastrophal. Die Politik weiß das. Wir brauchen eine zukunftsfähige Verwaltung.“ Der Rat hat sich einen Ruck gegeben und 13 zusätzliche Erzieher-Stellen bewilligt. Die Haushaltskonsolidierungskommission hat schon zweimal getagt. Die Politik sei grundsätzlich zu Sparbeschlüssen bereit, ist Pommers Eindruck: „Die schmerzhaften Entscheidungen werden in der Verwaltung getroffen werden. Entweder wir – Rat und Verwaltung – entscheiden selbst, oder die Aufsichtsbehörde (im Falle eines Nothaushalts).“ Steuererhöhungen, speziell der Grundsteuer, halte er persönlich nicht für richtig, weil damit überproportional die Schwächeren über die Nebenkosten getroffen würden. Die Entscheidung trifft der Stadtrat, die 64 Stadtverordneten. Im Bürgerparlament hat der Bürgermeister nur eine Stimme.