„Rotes Häuschen“: Dem Zerfall preisgegeben
Das „Rote Häuschen“ von Hildens ehemaliger Bürgermeisterin Ellen Wiederhold fristet nur noch ein Schattendasein.
Hilden. Der Zahn der Zeit nagt am „Roten Häuschen“ an der Düsseldorfer Straße. Das einst schmucke Gebäude, in dem Hildens ehemalige Bürgermeisterin Ellen Wiederhold bis zu ihrem Tod 1995 lebte, ist mittlerweile nur noch eine baufällige Hülle, die dem Zerfall preisgegeben ist.
Zu lange stand das Haus leer, zu lange wurde sich nicht um die Instandhaltung gekümmert, zu lange wurde darum gestritten, was aus dem Häuschen, das zwischenzeitlich unter Denkmalschutz stand, wird. „Es sieht wirklich nicht mehr sehr vertrauenserweckend aus“, sagt Bürgermeister und (noch) Baudezernent Horst Thiele.
Dabei gab es erst kürzlich wieder Hoffnung auf Rettung. „Ich weiß, dass es immer wieder Verkaufsbemühungen des Eigentümers gibt“, sagt Thiele.
Erst vor zwei Monaten habe es offenbar ernsthafte Verhandlungen gegeben. „Irgendwer mit künstlerischem Hintergrund hatte Interesse bekundet“, sagt Thiele. Die Hoffnung auf einen Käufer habe sich aber wieder zerschlagen. Also nagt der Zahn der Zeit weiter an dem Gemäuer.
Zu Zeiten von „Us Ellen“ war das „Rote Häuschen“ noch Hildens erste Adresse. Gleich gegenüber stand die Lackfabrik ihres Vaters. Genau das macht den Weiterverkauf jetzt so schwer. Von Industriegebieten umrahmt und obendrein direkt an der vielbefahrenen Düsseldorfer Straße reizt die Lage nicht gerade.
„Hätte ich das Geld, das für den Erwerb des Hauses mitsamt dem riesigen Grundstück erforderlich ist, würde ich es doch viel lieber woanders investieren“, mutmaßt Thiele. Mitten im Grünen stehend hätte das Objekt wohl schon längst einen neuen Besitzer gefunden. Zumal im Falle des Erhalts der Bausubstanz nochmals Unsummen — Thiele spricht von einem siebenstelligen Betrag — in die dringend nötige Sanierung gesteckt werden müssten.
Aktueller Besitzer ist Ulrich Seiffert. Er ist der Neffe der verstorbenen Ellen Wiederhold und hat das „Rote Häuschen“ vor etwa fünf Jahren mit seinem Sohn gekauft. Es war ein Kauf aus familiärer Verbundenheit, der verhindern sollte, dass das Haus abgerissen wird. Bis dato hatte das Areal nämlich einer Erbengemeinschaft gehört, die bereits entsprechende Pläne hatte. So gab es damals einen Bauantrag für ein dreigeschossiges, U-förmiges Gebäude. Den haben die Seifferts nach dem Kauf zurückgezogen.
Zwischenzeitlich war sogar angedacht, das mehr als 100 Jahre alte Haus nach der Renovierung der Stadt zu überlassen — etwa für Archivzwecke oder um eine Außenstelle des Standesamtes einzurichten. „Natürlich wäre es hübsch, dort Paare zu trauen. Aber finanziell ist es für uns als Stadt nicht die Zeit, an so etwas auch nur im Traum zu denken“, sagt Thiele.
Unterm Strich fristet die ehemalige Bürgermeister-Residenz also weiterhin ihr Mauerblümchendasein. „Und das mit Sicherheit auch noch länger“, sagt Thiele: „Es sei denn, jemand zieht eine echt pfiffige Idee aus der Tasche.“