Schülerakademie: „Mal richtig gefordert werden“
94 junge Hochbegabte verbringen ihre Ferien mit Naturwissenschaft und Musik.
Hilden. Andere fahren im Sommer in den Strandurlaub, sie besuchen die Deutsche Schüler-Akademie (DSA): 94 Hochbegabte aus ganz Deutschland checkten Donnerstagnachmittag im evangelischen Schulungszentrum ein. Vor diesen interessierten, leistungsbereiten klugen Köpfen liegen 16 Tage intensiver Studien. „Wir möchten jungen Leuten eine Plattform bieten, sich intellektuell auszuprobieren und an ihre Grenzen zu gehen“, sagt Miriam Staiger von der Deutschen Schüler-Akademie. „Sie sollen sich geistig austoben und ihre Kursleiter richtig ins Schwitzen bringen.“
„Ich freue mich darauf, mal richtig gefordert zu werden“, erklärt Thomas aus Bielefeld. Dem 16-Jährigen ist es in der Schule nach eigener Aussage oft langweilig. Von den Akademietagen verspricht er sich Impulse. „Ich mag Mathe!“, bekennt Sira Busch (18) aus Horn-Bad Meinberg. Sechs Kurse werden in den kommenden zwei Wochen angeboten, einer davon beschäftigt sich mit „Theorien der Gewalt“. „Ich wollte etwas bearbeiten, was gesellschaftlich relevant ist“, begründet Michael (17) aus Lemgo seine Entscheidung für dieses Seminar. Auch Lena (18) aus Marburg hat sich für dieses Angebot entschieden. „Ich möchte im Gespräch mehr zum Thema erfahren und in der Gruppe diskutieren.“
Michael (17) aus Lemgo
„Auf den Spuren von Tim Berners-Lee“ heißt ein weiterer Kurs. Berners-Lee ist nicht nur Physiker und Informatiker, der Brite ist einer der Erfinder des World Wide Web (WWW). „Wir wollen die Teilnehmer dafür sensibilisieren, was das Internet eigentlich ist, was dahinter steckt“, erläutert Kursleiter Olaf Görlitz. Denn die Teilnehmer sind mit dem Internet aufgewachsen und holen mit einer Mischung aus Unbefangenheit, Selbstbewusstsein und Sicherheit alles aus dem Netz, was geht. „Welche technischen Ideen dahinter stecken, aber auch, welche Auswirkungen das WWW auf ethische Aspekte hat, wollen wir vermitteln“, ergänzt Ko-Leiter René Pickhardt. Und für Tim Wendhack, der über die „Geschichte der Symphonik“ lehren will, steht jenseits der Wissensvermittlung das Gespräch im Mittelpunkt. „Ich will Fragen beantworten und im Gespräch über klassische Musik weiterhelfen.“
Untergebracht im Internat des Schulungszentrums, verbringen die 94 Jungakademiker nun die Vor- und Nachmittage in ihren Teams. Zwischendurch gibt es — natürlich — Freizeit. Mathe-Freundin Sira beispielsweise spielt Alt-Saxophon, ebenso wie Lena. „Vielleicht können wir in einer Big Band jammen.“ Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, Michael (17) spielt Klavier („aber eher klassische Sachen“), Lukas (16) aus Kerpen auch, außerdem Schlagzeug.
Ob Fußball oder Tischtennis, der Ägyptisch-Kurs oder eine Partie Schach. — Was die klugen Köpfe an Eigeninitiative entwickeln, wird dann am so genannten Weißen Brett ausgehängt. Denn neben aller intellektuellen Herausforderung sind die 16 Tage auch dafür da, „Leute kennen zu lernen“, wie Maximilian (17) sicher stellvertretend für viele sagt.