Stadtwerke: Schachern um den Strompreis
In den kommenden Monaten müssen sich Stadtwerke Haan und RWE über den Preis für das Stromnetz einigen. Gelingt das nicht, muss ein Gericht entscheiden.
Haan. Dass der Stadtrat bereits anderthalb Jahre vor dem Auslaufen des Konzessionsvertrag mit RWE beschlossen hat, dass die Stadtwerke Haan künftig das Stromnetz betreiben und bewirtschaften sollen, hat einen Grund. „Die Stadtwerke beginnen demnächst erst mit den Verhandlungen über den Kaufpreis für das Stromnetz“, erläutert Hauptamtsleiter Willi Terhardt.
Er befürchtet, dass es dauern wird, bis die beiden Energieversorger einen Kaufpreis festlegen werden. In der Vergangenheit habe es viele Fälle gegeben, in den sich die Verhandlungspartner nicht auf einen Preis für das Netz einigen konnten und schließlich ein Gericht festlegen musste, was gezahlt werden muss. Kriterien für die Höhe der Summe können das Alter, der Zustand oder auch die Störanfälligkeit des Netzes sein.
Allerdings überlegen die Stadtwerke, sich einen strategischen Partner ins Boot zu holen, der das entsprechende Kapital und Know-how für das Betreiben eines Stromnetzes hat. Das könnte beispielsweise auch RWE sein. Und dann würden sich die Kaufpreisverhandlungen leichter gestalten.
Der Konzessionsvertrag, den die Stadt Haan mit den Stadtwerken abschließt, ist indessen schon unterschriftsreif. Er räumt den Stadtwerken das Wegerecht für die Stromleitungen ein. Und das verpflichtet die Stadtwerke, das Netz vom bisherigen Betreiber, dem RWE, zu kaufen.
„Natürlich erhoffen wir uns davon Vorteile“, sagt Terhardt. „Unsere Stadtwerke sitzen vor Ort, sind direkte Ansprechpartner und können dann mit Wasser und Gas alles aus einer Hand anbieten.“ Und auch finanziell soll sich das Betreiben des Stromnetzes durch die Stadttochter bemerkbar machen. Energieversorger und andere Stadtwerke, die in Haan Strom verkaufen, müssen dafür eine Durchleitungsgebühr bezahlen. „Wir gehen davon aus, dass die Stadtwerke damit Gewinn machen und besser aufgestellt sind und dann auch die Stadt profitiert“, erläutert Terhardt. „Ob das aber tatsächlich so kommen wird, das wissen wir erst in 20 Jahren.“
Strom verkaufen dürften die Stadtwerke übrigens jetzt schon. Dafür ist weder ein eigenes Netz notwendig noch müssten sie Strom selbst erzeugen. Letzteres wäre aus Sicht von Stadtwerke-Chef Stefan Chemelli allerdings eine Option, die die Stromsparte „abrunden würde“. Mit dem Blockheizkraftwerk im Hallenbad erzeugen die Stadtwerke bereits Strom, der zum größten Teil für den Betrieb des Bades verwendet wird. „Solche Projekte sind auch an anderen Standorten denkbar“, sagt Chemelli. Dass Haan seinen Strombedarf aber irgendwann zu 100 Prozent durch das Betreiben von BHKWs decken wird, das glaubt er nicht.