Sehr hoher Krankenstand bei Erzieherinnen
Die städtischen Kindergärten in Hilden waren 2016 nur an wenigen Tagen vollständig besetzt.
Hilden. Die 78 Erzieherinnen der Stadt arbeiten am Limit. Das geht aus einer Anfrage von Anne Gronemeyer (Grüne) hervor, die Ulrich Brakemeier, Leiter des Amts für Jugend, Schule und Sport, jetzt beantwortet hat. In den Kitas würden wichtige Grundlagen für die Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit und die Bildung des Menschen gelegt, so Gronemeyer: „Die Erzieherin ist nicht mehr vorrangig Betreuerin der Kinder, sondern soll Bildungsprozesse initiieren und die körperliche, seelische und intellektuelle Entwicklung der Kinder unterstützen. Eine gute personelle Ausstattung ist hier von entscheidender Bedeutung.“
Diese ist aber nicht gegeben, räumt Brakemeier. 2016 waren die 88 Mitarbeiter (davon 80 ganzjährig, acht teiljährig beschäftigt) in den neun städtischen Kitas 2190 Tage krank. Das entspreche 250 Arbeitstagen pro Jahr oder einer Quote von 10,65 Prozent. Das ergibt eine durchschnittliche Anzahl von 26,6 Krankheitstagen im Jahr pro Mitarbeiter. Nach Einschätzung von Brakemeier war in jeder städtischen Kita nur an einer Handvoll Tagen eine Vollbesetzung vorhanden: „Faktisch hat immer mindestens eine Fachkraft gefehlt.“
Wie hoch der aktuelle Krankenstand ist, kann der Hildener Amtsleiter nicht sagen. Das werde seit eineinhalb Jahren nicht mehr erhoben — zu viel Aufwand: „Der Krankenstand wird aber sicher das bereits festgestellte hohe Ausmaß haben“, sagt er.
Wenn Erzieherinnen länger ausfallen wegen Krankheit oder Schwangerschaft, sei es „leider aussichtslos“, eine Vertretung für das laufende Kindergartenjahr zu organisieren. Andere Mitarbeiterinnen — auch aus anderen Einrichtungen — müssen dann versuchen, den Ausfall auffangen. Das führt zu Mehrbelastungen — und geht auf Kosten der pädagogischen Qualität. Leitungskräfte machten deutlich, dass sie sich wegen des hohen Krankenstandes ständig überlastet fühlten, berichtet Brakemeier.
Gute Mitarbeiter zu finden und zu halten, sei schwierig, vor allem wenn man nur eine befristete Teilzeitstelle anbieten könne. Er und sein Team hätten sich schon viele Gedanken gemacht, wie man die Situation verbessern könne. So wurden mehr Jahrespraktikanten eingestellt. Ein Pool aus Studierenden (für kindliche Frühpädagogik) sei im Aufbau. Die Stadt habe auch Erzieherinnen über Zeitarbeitsfirmen gesucht. „Das Ergebnis war unzureichend.“
Aktuell befinden sich zehn Erzieherinnen in Erziehungsurlaub/Elternzeit. Sie pausieren geschätzt eineinhalb bis zwei Jahre pro Kind. Wenn Ersatzkräfte eingestellt werden, dann häufig erst mit Verzögerung. Das Kinderbildungsgesetz schreibt einen Mindestpersonaleinsatz vor. Damit dieser Wert aber tatsächlich gesichert ist, müssten zwischen 20 und 25 Prozent mehr Mitarbeiter eingeplant werden, um Krankheit, Fortbildung und Urlaub auszugleichen, sagt der LVR. Das hält Dezernent Sönke Eichner zwar für wünschenswert, aber angesichts des Millionen-Defizits im städtischen Etat für nicht machbar: „Ich kenne keine Kommune, die das umsetzt. Wir suchen mit dem Personalrat nach einer Lösung.“