Unterkunft ist und bleibt leer
Die Container am Neandertalweg haben mehr als eine Million Euro gekostet. Irgendwann sollen sie nach Ellscheid versetzt werden.
Haan. Einmal im Jahr legt die Verwaltung der Politik Energiekennzahlen städtischer Liegenschaften vor. „Schlimme Zahlen“ habe sie da gesehen, fand Meike Lukat (WLH) im Stadtentwicklungsausschuss. Und Jörg Dürr (SPD) sah die Altforderung seiner Fraktion bestätigt, dass die Energieeinsparung eines Altbaus schon den Schuldendienst eines Neubaues decken könnte.
Zwei Gebäude sind laut der Liste Sparmeister. Die neu gebaute Grundschule Mittelhaan und die Flüchtlings-Unterkunft Neandertalweg. An der Grundschule wurden 38 Kilowattstunden Gas je Quadratmeter verbraucht, in der Unterkunft 41 Kilowattstunden. Beim Strom flossen 18 Kilowattstunden je Quadratmeter durch die Leitungen, in der Unterkunft gar nur drei.
Was bei dieser Liste völlig untergeht, ist die Frage der Nutzungsintensität und das Nutzerverhalten. Die Grundschule ist täglich von morgens bis nachmittags in Betrieb, dann übernimmt fließend die Musikschule mit ihrem Betrieb bis in den Abend. Die Unterkunft Neandertalweg dagegen steht leer. Daran wird sich vermutlich auch nichts ändern, wie Technischer Beigeordneter Engin Alparslan im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr klarstellte.
Denn die Unterkunft Neandertalweg liegt außerhalb geschlossener Bebauung. Im baurechtlichen Außenbereich dürfen Wohnunterkünfte nicht vorgesehen werden. Insofern scheiden die neuwertigen Quartiere aus für die Unterbringung Obdachloser — sie wohnen dort dauerhaft. Der feine Unterschied: Flüchtlinge indes wären nur vorübergehend untergebracht, dürften deshalb sogar in Gewerbegebieten eine Unterkunft beziehen. Allerdings bleiben die Quartiere am Neandertalweg frei. Denn weil sich der Standort im Außenbereich befindet, müsste die Stadt für viel Geld einen Sicherheitsdienst engagieren.
„Es ist höchst fraglich, ob wir den Platz überhaupt in Betrieb nehmen“, meinte Alparslan im Ausschuss und merkte an, die Gebäude sollten versetzt werden. Am Standort Ellscheid würden die Container-Räume die Alt-Pavillons ersetzen, die inzwischen baufällig sind. Beim Stromverbrauch markiert der Wert von 58 Kilowattstunden je Quadratmeter das Maximum aller städtischen Gebäude. Auch beim Gasverbrauch (317 Kilowattstunden je Quadratmeter) ist die Unterkunft energetisches Schlusslicht. Mit 2,81 Kubikmeter Wasserverbrauch je Quadratmeter hat die Unterkunft Ellscheid 9 ebenfalls die „rote Laterne“.
Das Rathaus, das Jugendhaus und auch das Schulzentrum stehen da mit 140 Liter ganz oben. Der Baudezernent verteidigt das Vorgehen der Stadt gegen die Kritik von Meike Lukat, am Neandertalweg seien 1,1 Millionen Euro investiert worden, die nun ungenutzt blieben. „Als wir 2015 den Bau der Unterkunft Neandertalweg beschlossen haben, war noch nicht klar, dass die Stadt die Landesfinanzschule nutzen und das ehemalige Rockwell-Gebäude an der Düsselberger Straße würde kaufen können.“ Die Containerräume dürfen nur fünf Jahre am Neandertalweg stehen. Das Versetzen zur Ellscheid wäre sofort möglich — allerdings fehlt im Baudezernat das Personal, das Verfahren zu planen und zu betreuen.