NRW Hilden und Haan atmen auf
Hilden/Haan · Endlich! Der Kreis Mettmann kann nach dem Wegfall der Notbremse einen Schritt in Richtung Normalität machen: Ohne Ausgangssperre, dafür mit Außengastronomie, Shoppen ohne Test und täglichem Präsenzunterricht in Schulen.
Der alte Markt liegt in der Sonne, schon um 10.30 Uhr zeigt das Thermometer 20 Grad an. Michael Kewersun und seine Partnerin Angelique Preuß setzen sich an einen Tisch und zeigen ihre Testbescheinigungen. „Endlich können wir hier wieder einen Kaffee trinken“, sagt Michael Kewersun. „Wir haben es sehr vermisst“, ergänzt Angelique Preuß. Seit Montag dürfen Wirte ihre Außengastronomie wieder öffnen. In Hilden stehen beispielsweise auf dem alten Markt wieder die Stühle, bereits am Vormittag trinken die ersten Gäste Cappuccino und Tee.
Im Kreis Mettmann gilt seit Montag die Bundes-Notbremse nicht mehr. Zuvor war die Corona-Inzidenz fünf Werktage am Stück unter den Wert von
100 gefallen. Am Wochenende hat das Land dann die stabile Lage im Kreis offiziell vermeldet und damit den Weg für die Lockerungen frei gemacht. Darunter fallen einerseits die Gaststätten mit Außengastronomie, aber auch die Einzelhändler. Kunden müssen seit Montag keinen negativen Test mehr vorlegen, ihre Daten müssen nicht mehr erfasst und gespeichert werden.
Früher geöffnet, weil
schon Kunden warteten
Eigentlich hatte Sonja Meier ihr Ladenlokal „Mama rockt“ auf der Mittelstraße in Haan erst um 10 Uhr öffnen wollen, doch als sich um 9.30 Uhr bereits die ersten Kundinnen vor dem Geschäft für Baby- und Kindermode, Spielzeug und Deko eingefunden hatten, entschied sich die Inhaberin, die Türen schon eine halbe Stunde früher aufzuschließen. Anfangs seien die Leute vorsichtig auf sie zugekommen und hätten gefragt, „Dürfen wir heute wirklich ohne Corona-Test in den Laden?“, berichtet Sonja Meier: „Das zeigt mir, wie sehr die Tests im Bewusstsein und im Alltag der Menschen schon verankert sind.“ Die Sehnsucht nach normalem Einkaufen allerdings auch, wie die Zahlen belegen: Nach 45 Minuten konnte „Mama rockt“ bereits zwölf zahlende Kundinnen verbuchen.
Auch die Hildener Einzelhändler sind glücklich: „Bei allen ist eine gewisse Fröhlichkeit zu spüren“, sagt Volker Hillebrand vom Hildener Stadtmarketing, der schon mit einigen Unternehmen sprechen konnte. „Die Stadt ist voll, es fühlt sich schon fast wieder normal an“, erklärt er weiter. „Alle sind froh, dass die Außengastronomie wieder öffnen kann – denn das hilft auch den Einzelhändlern.“
Vom Wechselmodell zum täglichen Präsenzunterricht sind am Montag die Schulen zurückgekehrt. „Das hat völlig geräuschlos geklappt“, erklärt der Leiter des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, Rolf Geisler. „Die Schülerinnen und Schüler haben sich sehr gefreut, sich nach so langer Zeit endlich wiederzusehen.“ Seit Mitte Dezember hieß es für sie entweder Distanzunterricht oder Unterricht im Wechselmodell, bei dem aus einer Klasse zwei Gruppen gebildet worden sind. Nun lernen alle wieder zusammen. Das sehen einige Schüler und Lehrer aber auch skeptisch. Denn Abstand kann mit 30 Kindern in einem Raum nicht mehr garantiert werden.
Leiter begrüßte alle
seine Schüler persönlich
Marcus Weikämper ließ es sich nicht nehmen, die Schüler am Morgen persönlich zu begrüßen: Der Leiter der Gemeinschaftsgrundschule Haan-Gruiten machte einen Rundgang durch die Klassen. Sein erster Satz überall: „Schön, euch alle wieder hier zu haben.“ Die Freude, Freunde endlich wieder sehen zu können, von denen sie teilweise sehr lange getrennt waren, sei den Kindern deutlich anzumerken gewesen. Bei Eltern und Lehrern habe es auch ein paar gemischte Gefühle gegeben, da Abstand bei vollbesetzten Klassenzimmern kaum noch möglich ist. Immerhin: „Wir konnten durch die vergangene Woche, in der es ja schon Wechselunterricht gab, einige Erfahrungen sammeln“, sagt Weikämper: „Jetzt testen wir fleißig weiter und hoffen, dass alles gut bleibt.“
Die Polizei zieht unterdessen eine positive Bilanz des Schulstarts: „Unfälle oder andere Auffälligkeiten gab es zum Schulstart nicht“, erklärt Polizeisprecherin Julia Lappert.