Vorstoß in Hilden Pommer will Familien entlasten
Hilden · Hildens Bürgermeister plant nach überraschenden Mehreinnahmen von knapp 30 Millionen Euro ein Entlastungspaket für Familien. Seine Ideen sollen nun konkret ausgearbeitet und der Politik zur Abstimmung vorgelegt werden. Außerdem sollen Erzieher und OGS-Personal profitieren.
Bürgermeister Claus Pommer möchte die Familien in Hilden spürbar entlasten. Grund sind die Mehreinnahmen von knapp 30 Millionen Euro, die den Haushalt der Stadt aus den Miesen katapultiert haben: Statt mit einem Defizit konnte das vergangene Jahr deutlich im Plus abgeschlossen werden. Die Gewerbesteuereinnahmen überstiegen die Erwartungen um ein Vielfaches. Diese Mehreinnahmen möchte Pommer nun weitergeben - die Notwendigkeit zum Sparen sieht er aber trotzdem.
„Ich möchte mit dem Paket ein Zeichen setzen“, erklärt er. Familien hätten stark unter Corona gelitten, jetzt komme auch noch die Energiekrise dazu. Seine Ideen sollen nun zumindest kurzzeitig für eine Erleichterung sorgen. „Das Rad möchte ich allerdings nicht zurückdrehen“, sagt er und spielt dabei auf die im vergangenen Jahr beschlossenen Gebührenerhöhungen im Kita- und OGS-Bereich an. Dort fällt teilweise der Geschwisterbonus weg, für die Betreuung muss in einigen Gehaltsstufen mehr gezahlt werden.
Seine Vorschläge sehen unter anderem eine finanzielle Unterstützung vor. „Wir könnten beispielsweise die Gebührenerhöhungen einen Monat später starten lassen“, sagt Pommer. Er könne sich aber auch vorstellen, den betroffenen Familien eine Art Gutschein zukommen zu lassen. „Wir müssen schauen, was die Familien spürbar entlastet, für uns als Verwaltung aber auch unkompliziert umsetzbar ist“, so Pommer. Die Behörde soll durch die Umsetzung des Entlastungspakets nicht lahmgelegt werden.
Das Paket umfasst aber nicht nur Hilfen für Familien, sondern auch für Menschen, die im Erziehungsbereich arbeiten. Für Kita- und OGS-Mitarbeiter soll geprüft werden, ob ein Corona-Bonus gezahlt werden kann. „In der Corona-Krise sind sie besonders gefordert“, erklärt Pommer. Einerseits hätten sie genauso wie alle anderen an den persönlichen Belastungen zu knabbern gehabt. Anderseits mussten sie täglich in den Kitas und den Schulen für die Kinder da sein – und auch für die Eltern und deren Sorgen.
Claus Pommer möchte auch die Personalwerbung verstärken
Darüber hinaus möchte Pommer die Anstrengungen bei der Personalwerbung intensivieren. „Wir müssen eine Offensive starten, als Arbeitgeber attraktiver und bei der Akquise kreativer werden“, sagt Pommer. Es gebe so viele Möglichkeiten, die bislang nicht ausgeschöpft worden seien. „Wir müssen weg von der klassischen Ansprache und auf Emotionen setzen.“ Es ginge den Bewerbern nicht nur um den reinen Arbeitsplatz, sondern auch um weiche Faktoren. Die Verwaltung müsse auch mit den Vorteilen der Stadt werben.
Pommers Paket sieht noch einen weiteren Punkt vor: „Ich möchte die Frühen Hilfen stärken“, sagt der Bürgermeister. Dahinter verbirgt sich die niederschwellige Begleitung von Familien durch Familienhebammen und Familienkinderkrankenschwestern. Beim Start 2017 wurden sechs Frauen durch eine Familienhebamme ab der Schwangerschaft bis zum ersten Geburtstag des Kindes begleitet. 2019 waren es bereits zwölf Familien, ein Jahr später zehn. 2021 fand in 18 Familien eine längerfristige Begleitung durch eine Familienhebamme oder Familienkinderkrankenschwester statt, in elf Fällen wurde nur kurzfristig unterstützt. Eine politische Mehrheit für die Aufstockung des Budgets fand zuletzt keine Mehrheit – nun hat sich Pommer eingeschaltet und möchte die Frühen Hilfen unterstützen.
Diese Punkte sind bislang nur Ideen, die nun erst einmal ausgearbeitet und letztlich von der Politik beschlossen werden müssen. „Ich gehe davon aus, dass es eine breite Mehrheit geben wird“, sagt Pommer. Ihm seien ähnliche Überlegungen beispielsweise aus der CDU bekannt. „Ich gehe davon aus, dass auch andere Fraktionen bereits über das Thema gesprochen haben.“ Vorgestellt hat er sein Entlastungspaket aber noch keiner Partei. „Wenn sich deswegen jemand übergangen oder auf den Schlips getreten fühlt, muss ich wohl damit leben“, sagt er. „Mir sind die Entlastungen der Familien wichtig.“
Das Paket soll allerdings lediglich eine einmalige Einrichtung sein. „Wir müssen weiterhin schauen, dass wir den Haushalt strukturell entlasten“, sagt Pommer. Die Stadt gibt mehr Geld aus, als sie unter normalen Umständen einnimmt.