Verkehr in und um Hilden A 3: Stadt Hilden fordert Umdenken
Hilden · Die Autobahn GmbH plant weiter für die Bundesregierung den Ausbau der A3 auf acht Spuren zwischen Leverkusen/Opladen und dem Kreuz Hilden. Sie lehnt die Nutzung der Standspur als Alternative ab. Die Stadt hält an diesem Kompromiss fest und fordert die Autobahn GmbH auf, das ganze Projekt zu überdenken.
Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist der Ausbau der A 3 zwischen Opladen und Hilden auf acht Fahrspuren als „Maßnahme des vordringlichen Bedarfs“ enthalten. Aktuell ist das Projekt in der Phase der Vorplanung. Es geht darum, eine Vorzugsvariante für die Phase der Entwurfsplanung zu bestimmen.Drei Mal, im Mai 2018, und im Dezember 2020 und am 12. Januar 2022 wurde auch die Stadt Hilden öffentlich am Verfahren beteiligt. Auch in ihrer jüngsten Stellungnahme zur Umweltverträglichkeitsprüfung lehnt sie den geplanten Ausbau ab – wie auch die anderen, unmittelbar betroffenen Städte Solingen, Langenfeld und Leichlingen. Sie alle sehen die Notwendigkeit des Ausbaus nicht ausreichend belegt und haben darum gebeten, Alternativen zu prüfen.
Eine Alternative wäre die dauerhafte Nutzung des Standstreifens. Das kommt für die Autobahn GmbH jedoch nicht infrage – aus Sicherheitsgründen, heißt es. Der Standstreifen werde für die Anfahrt von Rettungskräften bei Unfällen gebraucht. Die Autobahn GmbH würde die Standstreifen-Nutzung nur als Übergangslösung für den Vollausbau auf acht Streifen akzeptieren, berichtet die Verwaltung. Und wenn dazu Nothaltebuchten angelegt, Auf- und Abfahrten umgebaut und Brücken erweitert würden. Diese Eingriffe in Landschaft und Natur lehnt die Stadt Hilden ab.
Mehrheit: Wer Ausbau abwenden wolle, müsse Alternative haben
Wenn die Autobahn GmbH die Nutzung des Standstreifens ablehnt, sollte auch die Stadt Hilden diesen Kompromissvorschlag in ihrer Stellungnahme streichen, beantragten die Grünen. Heinz Albers: „Die Ablehnung der Kompromisslösung kann nur zum konsequenten Verzicht auf jeglichen Ausbau der A 3 führen. Nach Auffassung der grünen Ratsfraktion ist dies im Hinblick auf die dringend erforderliche Verkehrswende die einzig sinnvolle und auch realistische Option.“
Das sah die Mehrheit im Stadtentwicklungsausschuss anders. Wer den achtstreifigen Ausbau abwenden wolle, müsse eine Alternative haben. Und weil die Nutzung des Standstreifens mehr Akzeptanz habe als der Ausbau auf acht Spuren.
Diese Gründe führt die Stadt in ihrer einstimmig beschlossenen Stellungnahme im Einzelnen an: Durch den Ausbau würden die Fahrbahnen der A 3 noch näher an die Wohnbebauung heranrücken, als das heute schon der Fall ist. Naherholungsgebiete wie der Hildener Stadtwald werden zunehmend lärmverschmutzt, ganz zu schweigen von den baulichen Eingriffen. Denkbare Grün-Ausgleichsmaßnahmen außerhalb des Hildener Stadtgebietes können Naherholungsgebiete nicht ersetzen.
Alleine in dem Abschnitt der A 3 im Hildener Stadtgebiet befinden sich mindestens neun Brücken. Diese müssten bei einer Verbreiterung der Autobahntrasse entsprechend angepasst oder neugebaut werden. Das führe zu Eingriffen und Beeinträchtigungen an den dann betroffenen Straßen und Quartieren.
Die heute vorhandene Fuß-/Rad-Brücke über die A 3 in Höhe Flausenberg müsste ebenfalls erneuert, verlängert oder komplett neu gebaut werden. Die unter Denkmalschutz stehende Autobahnbrücke im Bereich der Elberfelder Straße (B 228) muss im Zweifelsfall ganz oder teilweise entfernt werden. Damit würde ein wertvolles zeitgeschichtliches Technik-Denkmal zerstört.
Die Autobahn GmbH spricht sich für die Variante 6.1 aus. Dieser „asymmetrische Ausbau“ auf der Westseite der A 3 im zentralen Abschnitt auf Hildener Stadtgebiet beeinflusse die Trasse des Ostringes (L 403) und ebenso zahlreiche Wohnbereiche, die sich bereits heute relativ nah in Autobahnnähe befinden. Hier würde die Autobahn noch näher an die Wohnungen heranrücken. Auf der anderen Seite der Autobahn gibt es ein wertvolles Naturschutzgebiet.
Stadt kritisiert, dass eine
aktuelle Verkehrsprognose fehlt
Die Autobahn GmbH spiele die schützenswerten Belange von „Natur“ (auf der Ostseite) gegen „Menschen“ (auf der Westseite) gegeneinander aus. Das sei „kein verantwortungsbewusstes planerisches Herangehen“, kritisiert die Stadt in ihrer Stellungnahme. Die Planung werde erst ab 2030 umgesetzt. Sie müsse sich deshalb an der unbestreitbar notwendigen Mobilitätswende (Beitrag des Verkehrssektors zum Klimaschutz) orientieren. Es fehle eine aktuelle Verkehrsprognose. Das veränderte Mobilitätsverhalten (Stichwort Homeoffice) sei nicht berücksichtigt worden. Vor diesem Hintergrund sei es folgererichtig, auch den Nichtausbau bei der Planung zu untersuchen.
Eine ständige Mitnutzung der Seitenstreifen wäre aus Sicht der Stadt ein Kompromiss. Dazu gehörten auch digitale Verkehrslenkungsinstrumente und einem qualitativ hochwertigen Lärmschutz entlang der Autobahntrasse. Das sei eine Lösung, die man den betroffenen Menschen in Hilden vielleicht noch vermitteln könne.
Die Stadt weist in ihrer Stellungnahme darauf hin, dass Hilden nicht nur vom geplanten A3-Ausbau betroffen sei. Parallel soll auch die Tank-und-Rast-Anlage „Ohligser Heide“ sowie das Kreuz Hilden ausgebaut werden. Die Stadt Hilden fordert, dass diese Projekte nicht isoliert, sondern gemeinsam betrachtet werden, weil sie sich gegenseitig beeinflussen können. Zum Teil seien unterschiedliche Planungsträger und Ingenieurbüros verantwortlich.
Die Autobahn GmbH müsse dafür sorgen, dass die verschiedenen Vorhaben abgestimmt und verzahnt werden, so die Stadt Hilden.