Am Sonntag wird Auszeichnung vergeben Stadtbücherei Hilden ist Bibliothek des Jahres 2016

Vom stillen Wissenshort zum Ort sozialer Begegnungen: Die Hildener Stadtbücherei ist mit ihrem Kundenkonzept erfolgreich. Am Sonntag erhält sie die Auszeichnung „Bibliothek des Jahres 2016“.

Eine Lern-Gruppe sitzt in der Stadtbücherei Hilden und lernt Grammatik und Vokabeln.

Foto: Caroline Seidel

Hilden. Im lichten Erdgeschoss der Hildener Stadtbücherei liegen E-Book-Reader zum Testen aus, an einer Tischgruppierung im hinteren Bereich trifft sich einmal in der Woche eine Seniorengruppe zum Kartenspiel. Ein Stockwerk höher bietet ein Willkommensbereich für Geflüchtete Deutsch-Lernhefte in Tigrinya, einer der neun Nationalsprachen Eritreas. Ganz oben laden Couch und Flachbildfernseher zum Ausprobieren neuer Videospiele ein.

Die Hildener Bibliothek darf sich „Bibliothek des Jahres 2016“ nennen. Der Deutsche Bibliotheksverband will die Auszeichnung am Sonntag in Hilden überreichen. Kundenorientiertheit, vielfältige Projektarbeit sowie die gute Vernetzung in den sozialen Medien waren dabei ausschlaggebende Kriterien für die Entscheidung, sagt Barbara Schleihagen, Geschäftsführerin des Verbandes. „Zudem hat Hilden seit 2008 eine Stelle für interkulturelle Bibliotheksarbeit, mit der sie langfristige Kooperationen aufbauen konnten“, fügt sie hinzu.

Zu diesen Kooperationen zählen ein wöchentlich angebotenes „Sprachcafé“ sowie die in Zusammenarbeit mit dem Hildener Jugendparlament laufende Reihe „Filmtreff“. „Dort können die Jugendlichen vom Jugendparlament sich zusammen mit den Geflüchteten einen deutschen Film in der Bücherei angucken und danach bei der Jugendförderung zusammen kochen und essen“, beschreibt Karin Lachmann vom Bereich Interkulturelle Angebote der Stadtbücherei. Interessenten können sich über Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp und den hauseigenen Blog informieren - oder einfach über ein lustiges Foto lachen.

„Wir haben festgestellt, dass für die Kunden auf diesen Plattformen das, was hinter den Kulissen hier im Haus stattfindet, immer das spannendste ist“, erklärt Birgit Halfkann, stellvertretende Bibliotheksleiterin. „Wir sind Informationsdienstleister und soziale Medien gehören für uns zur Informationsvermittlung dazu.“

Obwohl der Deutsche Bibliotheksverband mit seinem Preis nicht zwangsläufig die wirtschaftlich erfolgreichste Bibliothek auszeichnen will, sprechen die Zahlen für Hilden. 2015 kamen gut 2000 Besucher mehr als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum wurden fast 1500 neue Ausweise für Kunden ausgestellt. Dass trotzdem insgesamt weniger Medien ausgeliehen wurden, ist kein Hildener Phänomen. Nach Verbandsangaben stieg die Zahl der Bibliotheksbesucher seit 2000 zwar bundesweit um etwa sechs und NRW-weit um über zehn Prozent, immer weniger Menschen besäßen allerdings einen Bibliotheksausweis. Zahlreiche Leute kämen einfach so, um andere zu treffen oder hier Zeit zu verbringen.

„Wir werden als Ort wichtiger“, erklärt Lachmann. „Die Leute halten sich einfach gerne hier auf, treffen Freunde, lernen, oder liegen stundenlang gemütlich auf dem Sofa herum.“ Diesen veränderten Kundenbedürfnissen müsse man entsprechen, glaubt Birgit Halfkann. „Wir reagieren darauf, was sich außerhalb der Bibliothek tut. Das soll sich dann auch in unserer Arbeit widerspiegeln.“ Man wolle daher einerseits vermehrt auf die zahlreichen digitalen Angebote aufmerksam machen und andererseits die Projekt- und Veranstaltungsarbeiten vorantreiben. In Hilden sind zum Beispiel vermehrt Projekte zum Thema Gaming sowie „Makerspaces“ geplant. Diese offenen Kreativräume werden in öffentlichen Bibliotheken immer beliebter. Ein Paradebeispiel ist die Kölner Stadtbibliothek, die ihren Kunden seit 2013 zu bestimmten Zeiten die Nutzung eines 3D-Druckers ermöglicht. Auch deswegen ging der Preis für die „Bibliothek des Jahres“ 2015 in die Domstadt.