Gruitener schmiedet sein Glück
Der Ingenieur Peter Meyer hat im Ruhestand sein erlerntes Handwerk zum Hobby gemacht. In der Kircher Schmiede steht er nun am Amboss.
Haan. Als Peter Meyer mit 14 Jahren damals in einem Dorf bei Bielefeld die Schule verließ, war klar, dass er — wie die Vorväter aus vier Generationen — das Schmiedehandwerk erlernen würde. Das nach dreijähriger Lehrzeit gefertigte Gesellenstück — ein Kaminholz-Besteck mit Ständer, Schaufel und Schürhaken — steht 50 Jahre später neben der Esse — in einer Schmiede.
In der Zwischenzeit hat Peter Meyer beruflich etwas völlig anderes gemacht. Der studierte Maschinenbau-Ingenieur hat Müllverbrennungsanlagen und Kraftwerke konzipiert und errichtet. Er war weltweit unterwegs — in Indien ebenso wie in China oder Afrika. In seinem Ruhestand besann sich der heute 67-Jährige indes auf das einst erlernte Handwerk.
Das war vielleicht nicht ganz zufällig. 2012 nämlich kauften Peter und seine Ehefrau Ursula die Kircher Schmiede gleich unterhalb des katholischen Friedhofs gelegen. Weder im Haus, noch im geduckten Anbau, in dem heute die Esse lodert und aus dem das Schlagen glühenden Eisens hell nach draußen klingt, habe es noch Schmiede-Einrichtungen gegeben, berichtet Peter Meyer. Allerdings: Unter dem Boden des heutigen Bades fand er Schmiedekohle — wohl noch aus dem 17. Jahrhundert stammend. Der hochgewachsene Mann muss sich tüchtig bücken, um durch die Tür in die tief liegenden Werkstatt-räume steigen zu können. Denn die ist nur rund 1,60 Meter hoch. Den Boden der Werkstatt hat er mit Ziegelsteinen gepflastert. Das Schmiedefeuer wird von einem Gebläse gesteuert, das Eisen bis zu 1600 Grad erhitzen kann.
Ein Rußabscheider verhindert, dass die Nachbarn von Rauch gestört werden. Das Dach wurde neu gedeckt und ein neuer Kamin montiert genau an der Stelle, wo früher der Rauchabzug durchs Dach geführt hatte. Das war eine der Auflagen der örtlichen Denkmalbehörde.
Peter Meyer, Hobby-Schmied
Mitten in dem etwa vier mal fünf Meter großen Werkstattraum steht ein großer Amboss. Auch der hat eine Geschichte. Das rund 350 Kilogramm schwere Metallstück stand viele Jahre in einem Vorgarten in der Nikolaus-Siedlung. Die Familie des verstorbenen Besitzers gab den Amboss gerne ab, als sie hörte, dass er in Gruiten-Dorf in einer Schmiede wieder zum Einsatz kommen werde.
Seit 2014 arbeitet Peter Meyer mehrfach in der Woche in seiner Schmiede. An einer Backsteinwand hängen die Meisterbriefe seines Großvaters und seines Vaters. „Ich wäre Dorfschmied in fünfter Generation geworden, hab mich aber anders orientiert, weil das Schmiedehandwerk damals keine Zukunft hatte“, erzählt Meyer.
Die erste Zeit verwandte der Rentner darauf, sich Werkzeug zu schmieden. 14 verschiedene Hämmer hängen an einem Gestell unter dem Schmiedefeuer — solche, mit denen sich Eisen flach schlagen, löchern oder auch spalten lässt. Geschmiedete Nägel liegen auf der Werkbank, daneben Weinbergschnecken aus Schmiedestahl. Und ein Kreuz, das aus einem Vierkant durch Spalten und Drehen entstanden ist. Zangen hat er geschmiedet, einen stabilen Werktisch geschweißt. „Mein Ziel ist es, Messer zu schmieden. Dazu fehlt mir aber noch ein geeigneter Schleifstein.“
Wer Einlass ins Haus begehrt, schlägt einen Schmiedehammer auf einen Amboss. Auch der Türgriff ist aus eigener Fertigung. Inzwischen tragen insgesamt drei Häuser in Gruiten Dorf Wetterfahnen aus der Meyer-Werkstatt. Eine zeigt einen Rübezahl (Hausbesitzer Hans-Joachim Friebe kommt aus dem Riesengebirge), eine ein Weberschiffchen als Erinnerung an eine Handweberei, eine zeigt das Zunftzeichen eines Sattlers. Idealvorstellung wäre, dass jedes Haus im Dorf eine Wetterfahne trägt. Interessenten gebe es bereits mehrere.