Mit 88 Jahren noch Ehrenamtlerin
Kleine Dinge, die große Freude bereiten — darauf versteht sich Christa Heyn aus Haan.
Haan. Christa Heyn ist 88 Jahre alt, überaus agil, geistig fit und kann sich ein Leben ohne soziales Engagement nicht vorstellen. „Ich brauche eine Aufgabe“, sagt die Haanerin, die von einem christlichen Elternhaus geprägt ist. Als die gebürtige Thüringerin aus Halle an der Saale vor mehr als 25 Jahren in die Gartenstadt kam, wendete sie sich spontan an Pfarrerin Gabriele Gummel, um das für sie passende Ehrenamt zu finden.
Schnell wurde Christa Heyn in den Besuchsdienst des Friedensheims vermittelt. Seitdem tut sie dort Dienst am Nächsten, wie sie es ihr ganzes Leben lang gemacht hat. In der Düsseldorfer Johannesgemeinde war sie während ihrer gesamten Berufszeit als Gemeindehelferin tätig. Die Ausbildung dazu hat Christa Heyn im Nachkriegs- Berlin absolviert. Den Osten hat sie 1958 endgültig verlassen. Ihre Eltern blieben in Halle. Ihre geliebte Tochter konnten sie nicht festhalten. In Düsseldorf hat sie dann später geheiratet und eine Familie gegründet. Ihr Mann starb viel zu früh. Christa Heyn war allein mit ihrem Sohn. Die Arbeit in der Johannesgemeinde hat sie geprägt. Der Zufall und die Verbindung zu einem neuen Lebensgefährten führte sie nach Haan. Hier fühlt sie sich wohl. Nicht zuletzt dank der langjährigen Freundschaften im Besuchsdienst-Kreis des Friedensheims. Inzwischen leitet Christa Heyn einen eigenen Spielekreis in der Wohnung der Heimbewohnerin Leni Küpper. In Haus 1 treffen sich drei bis vier Frauen jeden Freitagnachmittag, um Gesellschaftsspiele zu spielen. „Das bereitet uns, allen Beteiligten, große Freude“, sagt Leni Küpper. Die im Heim wohnen, haben dadurch Verbindung nach „draußen“. Und die von draußen kommen, genießen die Gemeinsamkeit und die Abwechslung.
Früher kümmerte sich Christa Heyn jeweils um einen Bewohner des Friedensheims. In guter Erinnerung ist ihr Frau Müller, zu der sie die intensivste Verbindung hatte. Sie spielten „Mensch ärgere dich nicht“, Christa Heyn las vor oder schob den Rollstuhl spazieren. „Das Wichtigste für uns aber war“, so erinnert sie sich, „dass wir beide die herzlichen Umarmungen bei der Begrüßung und bei der Verabschiedung genossen.“ Die Chemie stimmte. Die beiden Frauen hatten sich viel zu erzählen. Der dann folgende Abschied hat weh. Noch heute spürt man das, wenn Christa Heyn von Frau Müller erzählt. Wenn sie Lust hatten, sangen sie gemeinsam. Die Erinnerung an das gemeinsam gesungene Lied „Abendstille überall“ erzeugt bei Christa Heyn noch heute Gänsehaut-Gefühle.
Manchmal geht sie jetzt auch zum Liedernachmittag im Friedensheim. Dort singt ein Kreis von Ehrenamtlichen beliebte und bekannte Lieder für die Heimbewohner. „Es ist erstaunlich, dass besonders die Demenz-Erkrankten viele Strophen auswendig singen können“, wundert sich Christa Heyn immer wieder. Bis vor drei Jahren ist sie noch regelmäßig zu den Klassentreffen nach Halle gefahren. Aber das ist jetzt vorbei. Es sind zu wenige übrig geblieben. „Dietrich Genscher war mein Jahrgang. Er ging mit meiner Freundin in eine Klasse“, erinnert sich Christa Heyn.
Von Oberhaan zum Friedensheim fährt sie mit dem eigenen Auto. In den Urlaub jedoch fährt sie nicht mehr selbst. Da lässt sie sich fahren, zusammen mit ihrer Freundin. Erst kürzlich waren sie im niederländischen Nordwijk.