Unterstützung für Tafel in Hilden „Uns hilft jede Stunde“
Hilden · Die Hildener Tafel versorgt aktuell rund 1400 Menschen mit gespendeten Lebensmitteln. Die Ehrenamtler arbeiten jedoch an ihrer Kapazitätsgrenze – weshalb die Verantwortlichen jetzt an die Hildener appellieren. Neben Freiwilligen wird auch dringend nach einem Lager gesucht.
Als die Hildener Tafel vor 19 Jahren ihre Arbeit für bedürftige Menschen aufnahm, tat sie das mit einem ganz normalen Auto und etwa 15 Ehrenamtlern. Gemeinsam versorgten sie dabei an einem Tag in der Woche etwa 30 bedürftige Menschen. Die Dimensionen sind heute andere: Mehr als 100 Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen versorgen an zwei Tagen der Woche mittlerweile 1400 Menschen mit gespendeten Nahrungsmitteln.
Noch in diesem Sommer steht der nächste Schritt in der Maximierung der Kapazitäten für die Hildener Tafel an: Aktuell befindet sich ein neuer Lieferwagen beim Umrüster und wird dort zum Kühlfahrzeug ausgebaut. Nötig ist das zusätzliche Fahrzeug geworden, weil die Ehrenamtler der Tafel immer mehr Geschäfte anfahren müssen, um die benötigten Mengen an Spenden zu sammeln. Den Grund hierfür sieht Dirk Brunnen, Tafelkoordinator, unter anderem in der technischen Entwicklung: „Die Geschäfte können mithilfe von KI viel besser planen – es bleibt nicht mehr so viel übrig.“ Die Kühlwagen der Hildener Tafel legen daher immer weitere Strecken zurück, teilweise fahren sie bis nach Bochum, Essen oder Dortmund, um bei Supermärkten Spenden einzusammeln. Ein zusätzliches Fahrzeug bietet da eine dringend benötigte Entzerrung, berichtet Brunnen.
Doch: Das stellt ihn als Personaldisponent der Hildener Tafel auch vor eine große Herausforderung. Während es aktuell 20 Fahrer die Woche braucht, um die Kapazitäten vollständig nutzen zu können, werden in Zukunft etwa 30 Fahrer benötigt, berichtet Brunnen. Aktuell seien es überwiegend Rentner, die ehrenamtlich für die Tafel fahren, berichtet das Leitungsteam. Die Hemmschwelle sich bei der Tafel zu melden, um sich zu engagieren, halten sie bewusst niedrig, erzählt Hubert Bader vom Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer Hilden (SKFM), dem Träger der Tafel in Hilden. Fahrer könnten sich frei einteilen, an welchem Tag und wie oft sie fahren wollen. Im Gespräch könne man individuelle Bedürfnisse der Ehrenamtler evaluieren, ergänzt er. Außerdem appelliert er auch an Menschen ohne Führerschein, sich zu melden. Die Autos werden immer mit zwei Personen besetzt und um tragen zu helfen, bräuchte man keinen Führerschein, meint er.
Auch ein neues
Lager muss her
Auch für den sogenannten Innendienst und die Ausgabe der Lebensmittel sucht die Tafel aktuell dringend nach weiteren Freiwilligen. Etwa 200 Haushalte werden an jedem Tag der Essensausgabe versorgt; aktuell kämen die Mitarbeiter an ihre Belastungsgrenze. „Sie haben bei der Ausgabe gerade keine Zeit mehr, sich einen Witz zu erzählen“, bedauert Brunnen. Das sei nicht das Arbeitsklima, das man den Ehrenamtlern bieten wolle, meint er. Außerdem verdeutlicht er: „Für jegliche Zeit, die uns jemand schenken möchte, bedanken wir uns. Uns hilft jede Stunde.“
Die Gründe für den gestiegenen Bedarf sind laut Hubert Bader vielfältig: Besonders Lebensmittelpreise seien die Treiber der Inflationsrate der letzten Monate gewesen, das sei deutlich spürbar. Laut der Daten der Stadt Hilden sind aktuell über 6000 Menschen in Hilden berechtigt, bei der Tafel einzukaufen. Laut Bader nutzt mittlerweile ein größerer Teil dieser Berechtigten das Angebot der Tafel. Während früher viele Geflüchtete aus dem Irak, Syrien und Afghanistan die Unterstützung der Tafel in Anspruch genommen haben, seien es seit 2022 überwiegend Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind. Ein Abflachen des Bedarfs sei nicht abzusehen, erklären die Mitarbeiter.
Michael Jürgens treibt neben den fehlenden Mitarbeitern allerdings noch etwas anderes um: Ein neues Lager muss her. Das aktuelle Trockenlager in einer Tiefgarage ist mit den Autos der Tafel nicht befahrbar und sorgt daher für einen enormen Mehraufwand, erklärt er: „Wir müssen jede Spende rein und wieder raustragen. Wenn wir mit dem Auto da rein fahren könnten, würden wir uns viel Zeit und Kraft sparen“, berichtet er. Wichtig sei, dass das rund 100 Quadratmeter große Lager für nicht-kühlpflichtige Lebensmittel geeignet sei, eine Innentemperatur von 25 Grad Celsius also auch im Sommer nicht überschritten werde. Außerdem sollte es nicht weiter als sieben Kilometer von der Ausgabe der Tafel entfernt sein. „Wir sind froh, wenn uns jemand etwas preiswert zur Verfügung stellt“, erklärt Jürgens, „den normalen Preis für ein solches Lager können wir nicht zahlen.“ Was die Tafel als gemeinnütziger Verein allerdings kann, ist im Falle eines Miet- oder Teilmitverzichts eine Spendenbescheinigung auszustellen.