Neue Räume dringend gesucht Viersener Tafel platzt aus allen Nähten
Viersen · Die Tafel ist auf der Suche nach größeren Räumen. Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Zahl der Kunden verdoppelt.
In dem 54 Quadratmeter großen Zelt der Viersener Tafel auf dem Innenhof an der Hohlstraße 46 geht es zu wie in einem Bienenschwarm. Frauen und Männer sind an langen Tischen damit beschäftigt, Lebensmittel zu sortieren, die in Kisten hereingetragen worden sind. Zeitgleich geht es an die Befüllung der Ausgabekisten mit den unterschiedlichsten Lebensmitteln. „Mittlerweile sind es pro Ausgabe 300 Kisten, die wir vorab packen. Oft müssen wir allerdings noch nachpacken, weil es einfach so viele Kunden sind, die kommen und sich Lebensmittel holen“, sagt Luzia Witthake, die Vorsitzende der Viersener Tafel.
Seit zehn Jahren verzeichnet die Tafel in Viersen einen kontinuierlichen Anstieg, der sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt hat. Hinter dem Anstieg stehen die aus den unterschiedlichen Ländern geflüchteten Menschen, aber auch Bürger, die mit der Steigerung der Energiekosten nicht mehr klarkommen. „Sie haben es vorher, wenn auch knapp, geschafft. Nun geht es aufgrund der Verteuerungen nicht mehr und sie kommen mit dem Geld nicht mehr rund und benötigen unsere Hilfe“, sagt Witthake.
Inzwischen sind es über 2000 Personen, die die Tafel pro Monat mit Lebensmitteln versorgt. Sechs Tonnen Lebensmittel gehen pro Woche raus. Das in der Coronazeit angeschaffte Zelt – 2020 in einer etwas kleineren Variante geliehen und ein Jahr später in einer größeren Form gekauft – das zunächst einmal den eigentlichen kleinen Ausgaberaum aufgrund der zu dieser Zeit geltenden Abstandsvorschriften ersetzen sollte, entpuppte sich schnell als unabdingbar. „Wir brauchen den Platz einfach, um sortieren und packen zu können. Wenn die Kunden dann zu uns kommen ist dieser Platz ebenfalls nötig, um ein zügiges Versorgen zu gewährleisten“, sagt Witthake. Das stellt die Tafel vor ein Problem. Das Zelt ist keine Dauerlösung, weder in heißen Sommern noch in kalten Wintern. „Wir benötigen größere Räumlichkeiten“, bringt es Witthake in einem Satz auf den Punkt.
Auch was das Lager und die Küche betrifft, platzt die Tafel aus allen Nähten. Wenn beispielsweise die Kistenwaschanlage in den Einsatz gehen soll, muss sie aus der Garage geholt und aufgebaut werden. Danach sind Abbau und erneutes Verstauen in der Garage angesagt. Die Trocknung der Kisten erfolgt bei gutem Wetter auf dem Hof, aber „bei Regen wissen wir nicht, wohin mit den Kisten“, sagt die Vorsitzende.
Die bisherigen Räumlichkeiten an der Hohlstraße 46 sind von der VAB gemietet. Witthake hat den VAB-Vorsitzenden bereits angesprochen, die Problematik geschildert und nachgefragt, ob es eine andere Lösung gäbe. Das ist bislang nicht der Fall. Auch Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) weiß über die Not der Tafel Bescheid. „Wir bräuchten ebenerdige Räumlichkeiten, gerne auch eine Industriehalle, in einer Größe von 300 bis 320 Quadratmeter, die für unsere Kunden gut erreichbar sind. Das heißt, es müsste eine Bushaltestelle in der Nähe geben. Ob es Viersen, Süchteln oder Dülken wäre, spielt nicht die entscheidende Rolle“, sagt Witthake. Wenngleich das Gros der Kunden aus Viersen kommt.
Neben der Suche nach neuen Räumlichkeiten gilt es zudem die beiden Bufdi-Stellen ab September neu zu besetzen. Die beiden bisherigen Personen, die im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes arbeiteten, haben ihre Zeit inklusive Verlängerung herum. Dazu ist die Viersener Tafel immer auf der Suche nach weiteren ehrenamtlichen Mitstreitern, die beim Abholen, Sortieren und bei der Ausgabe der Lebensmittel mithelfen. Aktuell sind es knapp 50 Menschen, die ehrenamtlich mitarbeiten.
Jeden Wochentag ist ein Team mit der Abholung beschäftigt. Die Ausgaben in Viersen erfolgen dienstags und freitags von 13 bis 15 Uhr. Dazu wird jeden Dienstag für Obdachlose und bedürftige Menschen gekocht. „Der SKM holt zudem zehn Essen für Obdachlose ab, die dann beim SKM essen“, sagt Witthake.
Die Tafel selbst bietet mittwochs immer einen Lieferdienst für Kunden an, die aufgrund einer Erkrankung oder ihres Alters nicht mehr selbst zur Tafel kommen können. Derzeit schwankt die Zahl zwischen 30 und 40 Personen.