Hilfsorganisation in Düsseldorf Tafel fürchtet wegen Großmarkt-Aus um ihre Zukunft

Düsseldorf · Die Hilfsorganisation braucht dringend neue Räume, weil das Gelände verkauft wurde. Die Stadt hilft bei der Suche – bisher vergeblich.

Eva Fischer (r.) und Marion Reich, Vorsitzende der Tafel Düsseldorf: „Wir werden langsam nervös.“

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Kernaufgabe der Tafel Düsseldorf ist, anderen Menschen zu helfen – aktuell aber steckt die Hilfsorganisation selbst in Schwierigkeiten. Denn Ende dieses Jahres endet der Mietvertrag für die Zentrale am Großmarkt. Dort sind die Büros, Lagerhallen und Sprinter-Stellplätze der Tafel. Für das Gelände gibt es aber andere Pläne, schon bald werden die Abrissbagger anrücken. Und dann? „Eine Einrichtung wie unsere darf nicht obdachlos werden“, sagt die Vorsitzende Eva Fischer.

Noch ist kein neuer Standort in Sicht, deshalb sei man sehr besorgt, sagt ihre Stellvertreterin Marion Reich. Ende Februar schrieben die beiden einen Brief an Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). Die Tafel-Chefinnen bitten den OB darin „dringend, uns bei der weiteren Suche nach neuen Räumlichkeiten zu unterstützen“. Allerdings gebe es bis zum heutigen Tag noch keine passende Lösung, sagt Eva Fischer. Die Stadt schreibt auf Anfrage: „Es werden Alternativen gesucht.“

Der Grund, warum die Tafel die Räume an der Hugo-Viehoff-Straße verlassen muss: Das ganze Gelände wurde an die Stadttochter IDR verkauft. Der Großmarkt wird aufgelöst, ein „Cash&Carry“-Markt des Großhändlers Metro siedelt an die Ulmenstraße um, so viel steht schon fest. Nach Angaben einer IDR-Sprecherin soll das Grundstück, auf dem sich aktuell auch die Tafel befindet, „projektiert und einer weiteren Nutzung zugeführt“ werden.

Kündigung des Mietvertrags
kam Anfang Mai

Zentrale der Tafel auf dem Großmarkt-Gelände in Derendorf: Die monatliche Warmmiete liegt bei 1800 Euro – unschlagbar günstig.

Foto: Maximilian Nowroth

Die Stadt hat der Tafel daher Anfang Mai den Mietvertrag gekündigt. Wie eine Sprecherin jedoch betont, „wurde in Gesprächen zwischen der Stadt und der IDR sichergestellt, dass die Tafel über die Schließung des Großmarktes hinweg in den jetzigen Flächen verbleiben kann“. IDR-Rechtsanwalt Stefan Koch bestätigt die Absicht, der Tafel ab dem 1. Januar 2025 einen neuen Mietvertrag anzubieten – allerdings mit dreimonatiger Kündigungsfrist. Man werde „demnächst auf die Tafel zugehen“, vorher brauche es noch eine notarielle Vereinbarung zwischen der Stadt und IDR.

Damit hat die Tafel zwar die Zusage, nicht schon in sechs Monaten räumen zu müssen – gleichzeitig aber große Ungewissheit, wie und wo es langfristig weitergehen kann. Denn sobald IDR die Hallen abreißen will, müsste die Hilfsorganisation gehen. Der IDR-Anwalt betont, dass man der Tafel bereits zwei Flächen im Düsseldorfer Süden als Alternative angeboten habe. „Das wurde jedoch durch die Tafel abgelehnt.“

Die Düsseldorfer Tafel-Chefin Eva Fischer bestätigt das – und erklärt auch den Grund: „Wir brauchen einen zentralen Standort.“ Die 80 ehrenamtlichen Mitarbeiter würden nicht mehr so zahlreich kommen, „wenn wir in ein entlegenes Industriegebiet nach Reisholz oder Hassels ziehen“. Aber nicht nur die Lage, auch das Budget erschwert die Suche nach neuen Räumen. Als gemeinnütziger Verein ist die Tafel zu 100 Prozent spendenfinanziert, pro Jahr stehen etwa 500 000 Euro zur Verfügung. Aktuell liegt die monatliche Miete für die Räume am Großmarkt bei unter 2000 Euro – unschlagbar günstig. „Wir sind nicht naiv und wissen, dass wir diesen Preis nicht mehr bekommen werden“, sagt Fischer. Aber vergleichbare Angebote auf dem freien Markt kosteten fünf Mal so viel. „Das würden wir finanziell nicht lange durchhalten.“ 5000 Euro pro Monat sei möglich, nicht mehr.

Lager der Tafel Düsseldorf: „Wir retten 50 Tonnen Lebensmittel pro Woche.“

Foto: Maximilian Nowroth

Verglichen zum kleinen Budget braucht die Tafel viel Platz. Ein paar Büros, zwei Lagerhallen und zehn Stellplätze für Kleintransporter – um wöchentlich rund 50 Tonnen Lebensmittel vor dem Verderben zu bewahren und in die Ausgabestellen zu bringen. Eva Fischer sagt, dass private Vermieter für ihre Bedürfnisse am besten seien. „Da wären Zugeständnisse möglich.“ Oder vielleicht ja sogar ein Grundstück, für einen Neubau. „Eigentum würde uns sicherer machen.“ Bei all dem hofft sie weiter auf die Unterstützung der Stadt. „Wir helfen ja schließlich so vielen Düsseldorfern, da können die uns doch nicht hängen lassen.“