Ferienspiele in Viersen-Dülken Im „Alo“ heißt es: Wachs marsch!

Viersen-Dülken · Aus Alt mach Neu heißt es im Dülkener Kinder- und Jugendzentrum „Alo“. Die Sommerferienspiele drehen sich rund um das Motto Upcycling.

Das Kerzengießen erfreut sich im Rahmen der Sommerferienspiele vom „Alo“ größter Beliebtheit. Leiterin Bettina Passon kommt kaum vom Schmelztiegel weg. Foto: Treffer

Foto: Bianca Treffer

Kaum hat Bettina Passon den kleinen Zapfhahn an dem hohen schmalen Schmelztiegel geöffnet, da fließt auch schon eine leicht grünliche Flüssigkeit aus der Öffnung auf den Deckel, den die Leiterin des Kinder- und Jugendzentrums „Alo“ darunter hält. Mit der Frage, ob die Farbe passen würde, präsentiert sie den Deckel in die Runde der Mädels und Jungs, die an der langen Bierzeltgarnitur um sie herum sitzen. Die Antworten in Form von „Ja“ und „Nein“ schallen durcheinander.

Aber nicht nur das Kerzengießen aus alten Wachsresten begeistert derzeit im „Alo“. An den verschiedenen Tischen werden überall aus alten Produkte neue Stücke. „Upcycling“ lautet das Motto der diesjährigen Sommerferienaktion im Dülkener Kinder- und Jugendzentrum der Pfarrgemeinde St. Cornelius und Peter. An der insgesamt dreiwöchigen Aktion nehmen pro Woche 85 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren teil. 17 Betreuer und Helfer sind im Einsatz, um gemeinsam mit den jungen Teilnehmern aus Dingen, die ansonsten einfach weggeworfen werden, nützliches und witziges zu gestalten.

„Wer das helle Grün will kommt jetzt mit seinem Glas. Ich fülle dann ab. Wer das Grün dunkler haben will, kommt danach an die Reihe, wenn ich noch etwas Farbe zugegeben habe“, sagt Passon. Emilia ist die erste, die ihr Glas, in dem einst Marmelade war, anreicht. Auf die bereits feste rote Wachsschicht lässt die Einrichtungsleiterin grünes flüssiges Wachs laufen. „Das ist doch ganz schön dunkel“, bemerkt Hannah.

Das finden die anderen auch. Der Wunsch, das Wachs einzutönen, ist damit vom Tisch. Glas um Glas wandert zu Passon, die entsprechend der Wunschhöhe einfüllt, denn während die einen später eine Kerze mit viel Grün haben wollen, entstehen bei den anderen Kerzen in Regenbogenfarben und dafür darf die grüne Schicht nicht zu viel Platz einnehmen. „Denkt daran, das ist heiß“, mahnt Passon, während die Kerzendesigner die langen Dochte der künftigen Kerzen in eigens dafür angefertigten Dochthalterungen befestigen und diese über den Glasrand legen, damit der Docht später schön gerade in der Kerze steht.

Betreuerin Hedda sammelt derweil die ersten Gläser ein. Es geht ab in den Kühlschrank. „Man kann das Wachs auch an der Luft trocknen lassen, aber im Kühlschrank geht es schneller“, erklärt sie. Ein Blick in den Schmelztiegel zeigt indes, dass die Flüssigkeit dem Ende zugeht. „Als nächstes kommt gelb“, sagt die Leiterin, die den Kleckerrest aus dem Tiegel in eine Blechdose mit drei Dochten laufen lässt. Das werde die knallbunte Restekerze, informiert sie.

Bei Betreuerin Laura erhält derweil Altpapier ein zweites Leben und zwar als handgeschöpftes Papier. Dafür wurden alte Zeitungen mit dem Mixer geschreddert und mit Wasser zu einem Brei vermischt. In diesem Brei, der sich in einer Waschwanne befindet, taucht Lupine gerade einen Holzrahmen, der mit einem feinmaschigen Drahtgeflecht bespannt ist. „Richtig rein in die Pulpe und vorsichtig hochziehen“, gibt Laura vor. Wie es weitergeht zeigt Sophie. Sie hat ihren Rahmen auf ein Tuch gesetzt und ein zweites darüber gelegt. Vorsichtig trocknet sie den Brei auf dem Drahtgeflecht ab. Damit wird die erste Feuchtigkeit herausgezogen, bevor die Masse zum Trocknen auf weiteren Tüchern auf dem Nachbartisch ausgelegt wird. „So zwei bis drei Tage muss es trocknen, dann ist es fertig und kann bemalt oder beschrieben werden“, sagt die Betreuerin.

Erst einmal trocknen lassen und danach weiterarbeiten, ist auch am Nachbartisch angesagt. Aus ehemalige Tetraverpackungen, in denen einst Milch oder Saft waren, werden Vogelhäuser. Eine Gruppe von Kindern ist mit dem Bemalen der ehemaligen Verpackungen beschäftigt. Wenn die Farbe trocken ist geht es mit dem Ausschneiden für die Einfluglöcher weiter. Danach ist noch Dekorieren angesagt. Die Deko stellen die jungen Künstler dabei aus bunten Pfeifenreinigern her, die allerdings noch nicht in Benutzung waren. Zu Herzen und Blumen geformte Objekte sind der Renner.

Auf dem Ideenplan stehen derweil noch viel mehr Projekte. So sollen aus alten Korken Pinnwände entstehen und aus Stoffresten Fächer und Untersetzer. Leer und gesäuberte Blechdosen erhalten mittels Nagel und Hammer filigrane Muster und mutieren auf dem Weg zu fantasievollen Laternen. Und aus den 3000 Eierkartons, die das „Alo“ erhalten hat, werden die kreativsten Tiere entstehen.