An der Alleestraße Tempo-Tafeln in Haan – Erfolgsmodell oder Ärgernis?

Haan · In Haan gibt es Beschwerden über eine Tempo-Messanlage an der Alleestraße, der es an Genauigkeit fehlen soll. Die Stadt sagt: Alles OK. Doch wie sinnvoll sind diese Tafeln überhaupt?

Dieser Geschwindigkeitsmesser an der Alleestraße hat in jüngster Zeit nicht nur Freunde gefunden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Fahrer des blauen Ford Fiesta mit ME-Kennzeichen traute seinen Augen nicht, als er auf der Alleestraße stadtauswärts vor einigen Tagen die Tempo-Tafel bemerkte, die seine Fahrgeschwindigkeit erfasst hatte. Ganze 7 Stundenkilometer habe das Gerät angezeigt, berichtete der Mann wenig später. Er sei zwar nicht besonders schnell dort unterwegs gewesen, aber doch „deutlich schneller als 7 km/h“.

Der Fiesta-Fahrer ist nicht der einzige, der sich in der jüngeren Vergangenheit über die Anlage an der Alleestraße beschwert hat. Einer zweifelte sogar grundsätzlich den Nutzen dieser Geschwindigkeits-Ermittlung an.

Betriebshof nahm die Tafel per Prüf-App unter die Lupe

Auf eine entsprechende Anfrage reagierte die Haaner Stadtverwaltung umgehend. Der städtische Betriebshof habe die Anlage aufgrund der Beschwerden noch einmal geprüft, hieß es wenig später. Die Mitarbeiter hätten dabei mehrfach die Tempo-Anzeige mit einer so genannten „GPS Speed Test App“ unter die Lupe genommen, ließ die Pressestelle wissen. Diese App misst die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit mittels Satelliten-Daten. Die Daten des GPS-Chips, der in das Smartphone des Fahrers verbaut ist, werden dabei ausgewertet und in die gefahrene Geschwindigkeit umgerechnet.

Ergebnis in Haan der Stadt zufolge: „Die Abweichung lag zwischen 0 und 2 km/h. Die Anzeige arbeitet somit korrekt.“

Allerdings, so räumte ein Stadtsprecher ein, kann es bei den Tempo-Geräten zu Irritationen kommen: „Wenn sich ein Fahrzeug kurz vor der Anzeige befindet, ist bereits das dahinter fahrende Fahrzeug erfasst“, erläuterte er. Der Fahrer meine dann, dass dies die eigene Geschwindigkeit sei, obwohl die Geschwindigkeit des dahinter fahrenden Fahrzeugs angezeigt werde. „Dies ergibt sich aus der langen Strecke, über die gemessen wird“, heißt es seitens der Pressestelle.

Immer wieder gibt es Leute, die sich über angeblich falsche Tempoanzeigen beschweren – und das beileibe nicht nur in Haan. Manch einer stellt den Sinn dieser Form der Geschwindigkeitsüberwachung gar infrage.

Die Hersteller dagegen werben mit einem „deutlichen und dauerhaften Rückgang der Geschwindigkeitsüberschreitungen“. Die mobilen Anzeigetafeln trügen dazu bei, „das Verhalten der Autofahrer dauerhaft zu ändern.“

Anzeigen sorgen auch für
soziale Kontrolle

In ganz Nordrhein-Westfalen gab es im vergangenen Jahr 640 000 Verkehrsunfälle. Die meisten Unfälle mit Verletzten ereignen sich innerhalb geschlossener Ortschaften. Hauptunfallursache Nummer eins ist eine überhöhte Geschwindigkeit.

„Dialog-Displays können als Einstiegsmaßnahme einen Beitrag für die Verkehrssicherheit leisten, insbesondere vor Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten“, sagt Prof. Dr. Roman Suthold. Er ist Verkehrsexperte beim ADAC Nordrhein und hat sich mit dem Thema schon öfter auseinandergesetzt. Gerade der Smiley führe oft zu einer als Herausforderung verstandenen Reaktion, die einen emotionalen Anreiz bieten kann, die Geschwindigkeit zu reduzieren. „Die gefahrene Geschwindigkeit ist zudem transparent für alle anderen Verkehrsteilnehmenden zu sehen, so dass das eigene Fahrverhalten einer sozialen Kontrolle unterworfen wird“, weiß der Experte. Auch das sorge dafür, dass die meisten ihre Geschwindigkeit anpassen.

Allerdings lasse die Wirkung wieder nach, sobald die nur temporär aufgestellten Displays abgebaut werden, hat der ADAC festgestellt. Für Suthold und seine Mitstreiter beim Verkehrsklub bleibt in manchen Situationen daher nur eine Maßnahme übrig: „An Problemstellen, wo viele Autofahrende zu schnell fahren, sind bauliche Maßnahmen oder – als letztes Mittel – im Zweifel auch regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen durch die Polizei notwendig.“