Wegen tödlicher Messerstiche 32-Jähriger zu knapp zehn Jahren Gefängnis verurteilt

Haan/Solingen/Wuppertal · Nach rund vier Monaten hat das Wuppertaler Landgericht am Dienstag nun sein Urteil im Totschlags-Prozess gesprochen.

Mehr als vier Monate hat der Prozess gedauert.

Foto: dpa/Volker Hartmann

(magu)Im August 2022 war es in der Solinger Hasselstraße zu einer Messerstecherei gekommen, bei der ein 26-jähriger Syrer tödlich verletzt worden war. Seit Juni wegen Totschlags auf der Anklagebank: Ismail E. Z., der nun zu neun Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt wurde. Die Verteidiger des 32-Jährigen hatten zuvor dessen Freispruch gefordert. Es gebe keinen gesicherten Beweis dafür, dass ihr Mandant das Tatmesser in der Hand gehabt habe.

Die Blutspuren mit der DNA des Angeklagten hätten inmitten der körperlichen Auseinandersetzung auch auf anderem Wege auf das Messer gelangen können, argumentierten sie. Der Angeklagte selbst hatte bereits beim Prozessauftakt eingeräumt, am Tatort gewesen zu sein. Er habe seinem Vater zu Hilfe eilen wollen, der auf der Straße mit dem späteren Opfer und dessen Vater in Streit geraten war. Später will er sich am Kopf verletzt und mit blutverschmierten Händen in einem nahegelegenen Waldstück wiedergefunden haben.

Über beinahe vier Monate hinweg war die Kammer in eine umfangreiche Beweisaufnahme eingetreten, die vor allem von einem Problem überschattet wurde: Von Fenstern und Balkonen aus sollen etliche Nachbarn das Geschehen auf der Hasselstraße beobachtet und teils auch lautstark kommentiert haben, im Zeugenstand wollten sie dennoch nichts sagen. 

Ein Zeuge hatte sich anonym bei der Polizei gemeldet, nachdem er in einer Dönerbude gehört hatte, dass die Familie des Opfers eine Million Euro ausgeschlagen haben soll, die ihr von der Familie des Angeklagten angeboten worden sei. Stattdessen habe man gedroht, die Frau und die Kinder des 32-Jährigen töten zu wollen. Auch der Friseursalon, den dessen Familie in Haan betreibt, soll beschmiert worden sein.

Nach der Tat waren Angehörige des Opfers noch tagelang zum Tatort gekommen, um Kerzen aufzustellen und auch Drohungen auszusprechen. Einmal sollen 50 Männer aus Autos gestiegen und in die umliegenden Häuser gegangen sein. Nach allem, was man nach der Beweisaufnahme über die Geschehnisse in der Hasselstraße weiß, haben Täter und Opfer sich vorher nicht gekannt. Der Vater des 32-Jährigen soll eher zufällig mit dem späteren Opfer in Streit geraten sein, Staatsanwalt Patrick Penders sprach von verletzten Eitelkeiten als Motiv. Den verbalen Streitigkeiten, an denen jeweils mehrere Familienangehörige beteiligt gewesen sein sollen, waren schnell Schläge, Tritte und die tödlichen Messerstiche gefolgt.

(magu)