Haan Senior überfallen – Gericht sucht Parallelen
Haan/Wuppertal. · Der siebte Verhandlungstag um das brutale Verbrechen an einem Haaner Rentner bestand zu einem Großteil aus Puzzle-Arbeit.
Verhandelt wird wegen des Überfalls auf den Pensionär im Mai 2017 am Hermann-Löns-Weg. Auf der Anklagebank: Ein 37-Jähriger Haaner, dem die Ermittler durch einen anonymen Brief auf die Spur gekommen waren. Später hatten ihn auch zwei der vier bereits verurteilten Mittäter identifiziert, seit dem Frühjahr sitzt der Mann in Haft. Mehrfach will man sich zur Tatplanung im Umfeld einer Haaner Spielhalle getroffen und dabei auch verabredet haben, wie der Überfall ablaufen soll. Benzinflaschen im Rucksack? Dazu noch Kabelbinder? Ob der Angeklagte davon wusste, ist nicht klar. Er selbst bestreitet das und behauptet, von den Überfallplänen nichts gewusst zu haben und nur beim Wohnungseinbruchsdiebstahl dabei gewesen zu sein. Als der Pensionär nach Hause gekommen sei, will er auf die Terrasse gelaufen sein und sich dort mehr als drei Stunden versteckt haben. Dass einer der Mittäter etwas anderes geschildert und den Angeklagten damit schwer belastet hatte? Nun ja, das könnte der Versuch sein, von der eigenen Schuld abzulenken. Oder aber es ist die Wahrheit. Erzählt von einem Kriminellen? In der Haut eines Richters, der so etwas juristisch zu bewerten hat, möchte man nicht stecken. Spannend war dieser siebte Verhandlungstag jedoch in gänzlich anderer Hinsicht: Der Angeklagte hatte einige seiner Mittäter beim Überfall am Hermann-Löns-Weg bezichtigt, zuvor noch andere Raubüberfälle begangen zu haben. Sie sollen die Spielhalle überfallen haben, in der sie regelmäßig verkehrten. Letzter Gast an diesem Abend: Der ehemalige Mitarbeiter des Haaner Tiefbauamtes, der als Drahtzieher des Raubüberfalls auf den Pensionär gilt. Seine Energie hatte der Feierabend-Kriminelle dazu noch jahrelang in Geldtransporter-Überfälle gesteckt.
Dafür hatte er sich beim Amt auch schon mal einen Urlaubstag genommen und das Sturmgewehr aus der Garage in der Turnstraße geholt. Damit war 2012 Schluss, der gewohnte „Nebenerwerb“ blieb fortan aus. Oder doch nicht? Auf dem Zettel der Ermittler stand nach dem Überfall in Haan jedenfalls noch eine andere Sache: Im Oktober 2013 war der Notruf einer 61-jährigen Dame eingegangen, die zum Opfer eines Raubüberfalls geworden war. Als sie abends nach Hause kam, seien die beiden Täter schon im Haus gewesen. Dreieinhalb Stunden soll sich die Frau in der Gewalt der brutalen Räuber befunden haben.
Die sollen ihr Opfer bedroht und mit einem Schal geknebelt haben. Wie auch der Pensionär im Hermann-Löns-Weg, soll die Frau geschlagen und getreten worden sein.