Haan Streit um Abriss der Unterkünfte

Haan · Ob die Gebäude an der Deller Straße weichen müssen oder doch saniert werden können, ist weiter völlig offen.

Deller Straße: Ob eine Sanierung möglich ist, steht noch nicht genau fest.

Foto: Ralph Matzerath

Die Bausubstanz der Unterkünfte Deller Straße 90, 90a und 90b erscheint Fachleuten des Gebäudemanagements als nicht so schlecht, dass sie nicht saniert werden könnte. Das komme in jedem Fall preisgünstiger als ein Neubau, betonte Baudezernent Engin Alparslan im Haupt- und Finanzausschuss. Dennoch gab es in diesem Gremium keine Mehrheit für diesen Weg. Vielmehr senkte sich die Abstimmungs-Waage mehr in Richtung Abriss und Neubau nach den festgelegten Kriterien. Gut möglich, dass sich in der Sitzung des Stadtrates am Dienstag nächster Woche in dieser Frage noch etwas tut.

Die Auskunft des Technischen Beigeordneten basierte auf einer Beurteilung von vor zweieinhalb Jahren. Bernd Stracke (SPD) erinnerte daran, dass nicht nur 30 Monate vergangen seien, sondern zeitweise nach einer Begehung sogar Räume gesperrt worden seien. Er fand, die Kreisverwaltung solle die Bausubstanz prüfen. Bisher würden auch „belastbare Kostenschätzungen fehlen“. Eine Sanierung der Häuser Deller Straße erschien dem SPD-Politiker als „nicht nachhaltig“. Vielmehr werde gutes Geld einem schlechten Bau hinterher geworfen.

Tobias Kaimer (CDU) erklärte, seine Fraktion habe den Sanierungsantrag vor allem mit Blick auf die schnelle Lösung gestellt. „Wenn drei Fachleute sagen, dass eine Herrichtung möglich ist, stelle ich das nicht in Frage!“

Es geht allen darum, menschenwürdige Unterkünfte zu schaffen. Die CDU hofft das Ziel durch eine verhältnismäßig schnelle Sanierung zu erreichen. Ein Neubau würde deutlich länger brauchen.

Andreas Rehm (GAL) schüttelte den Kopf: Beim Sportheim Gruiten errege man sich über menschenunwürdige Duschanlagen. An der Deller Straße gehe es seit vielen Jahren um menschenwürdige Wohnverhältnisse. Die Sanierungsmöglichkeit solle auf jeden Fall geprüft werden. Meike Lukat (WLH) merkte an, das Ziel wäre längst erreicht, wenn der Rat 2016 entsprechend der damaligen Vorlagen entschieden hätte.

Simone Drechsler, Leiterin des Gebäudemanagements, betonte, die Verwaltung brauche auf jeden Fall einen Projektauftrag. „Wir müssen Analysen durchführen“. Komplette Berechnungen gebe es derzeit noch nicht. Die Neubaukosten seien auf Basis der im Frühjahr beschlossenen Standards hochgerechnet worden – rund fünf Millionen Euro würden anfallen. Engin Alparslan erläuterte, das Einschalten externer Ingenieurbüros helfe nur bedingt. Die Begleitung der Projekte durch das Gebäudemanagement binde dann doch wieder Personal.

Und dann ist da noch das personelle Problem. Im Gebäudemanagement herrscht Ingenieurmangel. Alle Fachleute sind mit den vielen anstehenden Bauprojekten mehr als ausgelastet. Kapazitäten für das Probleme Delller Straße gibt es momentan nicht. Mit Mehrheit bewilligte der Hauptausschuss eine zusätzliche Stelle. Michael Ruppert (FDP) warnte vor der Ausweitung des Personalbestandes. Es sei kaum möglich, Ingenieure auf dem Markt zu finden. Und wenn es sie denn gebe, könne es passieren – wie beim Vorhaben Kita Erikaweg – dass Ausschreibungen ohne Resonanz blieben. „Es ist unstrittig, dass das Projekt Unterkunft für Obdachlose notwendig ist. Aber das ist auch eine Sache des Fahrplans. Alles gleichzeitig geht nicht!“ Kaimer konterte: „Wir werden mutig sein und weitere Projekte anschieben!“