Verdi will die Einkaufssonntage kippen
Der Stadtrat hat vier verkaufsoffene Sonntage beschlossen und setzt sich damit einer Klage aus.
Hilden. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi pocht darauf, dass die Regelung über sonntägliche Verkaufsöffnungen auch eingehalten wird — und zwar so konsequent, wie es im Gesetz steht. Der Duisburger Stadtrat hat vier verkaufsoffenen Sonntage zugestimmt. Das versucht Verdi jetzt per Eilantrag zu verhindern. Hilden ist in einer ganz ähnlichen Situation. Auch hier hat die Politik mit Mehrheit gerade vier Einkaufssonntage beschlossen.
Die Dienstleistungsgewerkschaft hatte Bedenken. „Sie bleiben bestehen“, betont Gewerkschaftssekretärin Ina Oberländer — obwohl sich das Stadtmarketing alle Mühe gab und noch einmal nachbesserte. Verdi fehlt eine „gerichtsverwertbare Prognose“, dass die Veranstaltungen (Modenschau, Autoschau, Büchermarkt, Weihnachtsmarkt) mehr Besucher anziehen als der Sonntagsverkauf.
Bürgermeisterin Birgit Alkenings hat dem Stadtrat geraten, sich in diesem Punkt über die Bedenken der Gewerkschaft hinwegzusetzen — und sich „einem damit möglicherweise verbundenen Klagerisiko bewusst auszusetzen“. Bei den Festen in Duisburg handele es sich um Traditionsveranstaltungen, betont Dagmar Bungardt vom City-Management dort. Der Kunst- und Handwerkermarkt am 2. April finde bereits zum 28. Mal statt. Die Veranstaltung „Lack und Chrom“ bereits zum 18. Mal. So argumentiert auch Stadtmarketing-Geschäftsführer Volker Hillebrand in Hilden. Die Modenschau auf dem alten Markt am 7. Mai finde seit mehr als zehn Jahren statt, die Autoschau am 17. September bereits zum 25. Mal.
Verdi beeindruckt das offensichtlich nicht. Die Gewerkschaft verlangt einen Nachweis darüber, dass die Feste für sich genommen mehr Besucher anziehen als die am Sonntag geöffneten Läden. Diesen können Stadt und Stadtmarketing aber nicht erbringen, weil sie die Besucherströme nicht gezählt haben. „Wir haben vor Jahren mal Besucher an einem verkaufsoffenen Sonntag stundenweise gezählt und diese Zahlen dann hochgerechnet“, erläutert Hillebrand. Das sei mit Kundenzahlen von großen Händlern verglichen und zu der geforderten „Prognose“ zusammengestellt worden: „Wir sind der Meinung: Unsere Anlässe genügen den gesetzlichen Anforderungen voll und ganz.“
Das heißt: Die Modenschau mit Wein- und Frühlingsfest, die Autoschau, der Bücher- und Antikmarkt am 5. November sowie der Weihnachtmarkt ziehen deutlich mehr Besucher an, als die sonntags geöffneten Läden. Nur gerichtsfest belegen können Stadt und Stadtmarketing das eben nicht. Deshalb sollen beim ersten Einkaufssonntag in diesem Jahr am 7. Mai die Besucher gezählt und Kunden befragt werden — vorausgesetzt, Verdi lässt Hilden gewähren und ruft nicht wie jetzt in Duisburg vorher das Verwaltungsgericht an.
Pfarrerin Sonja Schüller hat für die evangelische Gemeinde Hilden — anders als sonst — diesmal keinen Einspruch erhoben. Ihr katholischer Kollege Pfarrer Dr. Reiner Nieswandt übrigens auch nicht. Begeistert sei er von der kommerziellen Umwidmung des Sonntags nicht, schrieb Nieswandt. Er widerspreche deshalb nicht, weil die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage bereits halbiert worden sei. Und was sagt der Einzelhandel? Einkaufssonntage lockten vor allem Kunden aus dem Umfeld, hat Anja Schürg beobachtet. Sie betreibt an der Schulstraße ihr Haushaltswarengeschäft. „Die Hildener gehen sonntags nicht einkaufen. Es kommen aber viele auswärtige Gäste. Das ist eine gute Möglichkeit für Mittelstädte wie Hilden, sich zu präsentieren.“