Vernissage: Betrachter kommt ins Grübeln
Franz Leinfelder stellt seine abstrakten Werke in der Alten Pumpstation aus. Verarbeitet hat er dafür auch Materialien wie Eisen, Holz und Schrauben.
Haan. „Acht Stunden Schlaf, acht Stunden Arbeit, acht Stunden Kunst.“ Der Tagesablauf von Franz Leinfelder ist penibel durchstrukturiert. Neben seiner Organisationsliebe hat der Vermessungsingenieur eine unbändige Leidenschaft für Kunst.
Am Samstag stellte der Haaner Künstler seine abstrakten Werke in der Alten Pumpstation aus. In 50 Arbeiten, darunter Kollagen, Skulpturen und Malereien, bewies der Ingenieur Detailtreue in der Technik wie auch in der Kunst. Ingenieurstechnische Materialien vermischen sich da mit einer großen Portion an Kreativität.
Leinfelder verleiht seinen Werken ein dreidimensionales Relief und arbeitet mit außergewöhnlichen Materialien. Verrostetes Eisen, Holz und Schrauben sind da nur einige beispielhafte Stoffe. Auch Zeitungsartikel und Musiknotenblätter fließen in seine Werke mit ein.
Auch der Schaffensprozess ist technisch: Leinfelder hämmert, schweißt und klebt die Einzelteile zu einem komplexen Werk zusammen. Da ist sein technisches Wissen ein großer Vorteil. „Das Ingenieurswesen passt eben auch sehr gut zur Kunst“, sagt Leinfelder überzeugt. Eigentlich wäre das Multitalent gern sofort Künstler geworden. Im Atelier seines Vaters verbrachte er seine frühen Kindertage. Seine berufliche Zukunft lag dennoch im Ingenieurswesen. „Mein Vater wollte, dass ich etwas Bodenständiges erlerne“, sagt der Künstler.
Mit Leidenschaft und Diszi-plin werkelt Leinfelder täglich an seinen Werken. Der „Haans“, das Wahrzeichen der Stadt, stammt ebenfalls aus den kreativen Händen Leinfelders. In der aktuellen Kunstausstellung erinnert aber nur noch eine Skulptur, die von der Decke herabhängt, an sein damaliges Werk. Die neuen, teilweise erst anderthalb Jahre alten Glanzstücke erscheinen vielfältig und vielschichtig.
Da kamen viele Besucher der Vernissage schon ordentlich ins Grübeln, so auch Paul Koerstein. „Einige Werke sind schwierig zu interpretieren“, sagt er. Besonders die Verbindung von Titel und Bild fällt ihm schwer. Dennoch betrachtet er die vielen Ideen Leinfelders mit großem Interesse. Besucherin Juliane Kreutzmann ist von der Kreativität des Künstlers hin und weg. Besonders die Verarbeitung der vielen Stoffe erstaunt sie. „Es ist toll, wie Leinfelder alltägliche Materialien in der Kunst verwendet“, sagt sie.
2005 stellte Leinfelder seine Werke bereits in der Pumpstation aus. Diesmal präsentiert er sie in den neu renovierten Gemäuern. Das Gebäude hat für ihn eine besondere Bedeutung. Mit seiner Kunst kommt er eben wieder heim. „Hier ist der Sitz der Ingenieure. Das sind meine Kollegen, deshalb passt dieser Ort so gut zu mir“, sagt er. Besucher können die Ausstellung in der Alten Pumpstation noch bis zum 5. Januar besuchen.