Wie ein Juwelier Asphalt in Schmuckstücke verwandelt
Andreas Rieder betreibt sein Schmuckgeschäft an der Kaiserstraße und hat aus der Not eine Tugend gemacht.
Die Baustelle an der Kaiserstraße nervt die Haaner zurzeit ganz gewaltig. Juwelier Andreas Rieder macht aus der Not eine Tugend: Seit Beginn dieser Woche präsentiert er in seinem Geschäft an der Kaiserstraße 47a eine Kollektion mit Baustellenschmuck. „Asphalt-Gewalt — Baustelle tragbar gemacht“, so lautet der Titel für die außergewöhnlichen Ringe und Halsketten. Das Besondere daran: Jedes Stück ist ein Unikat, denn es ziert jeweils ein Bröckchen Asphalt der Kaiserstraße, das gesäubert und dann lackiert wurde. Goldschmiedemeister Martin Börner fasste die dunkelgrauen Stücke dann in Sterling-Silber und verzierte sie mit silbernen Bauarbeitern oder rot-weißen Warnbaken aus Kalt-Emaille.
Die Idee zur Kollektion hatte Riedel, als er sich an einem Workshop beteiligte, zu dem Ende März die Stadt Haan gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer eingeladen hatte. Fachleute wollten den Einzelhändlern Tipps geben, wie diese auch in Zeiten der Großbaustelle überleben können. „Die Baustelle erlebbar machen“, so lautete einer dieser Tipps, mit dem Riedel so gar nichts anfangen konnte. Nein, die Baustelle „muss für uns alle tragbar sein“, sagt er und nahm diesen Einfall mehr als wörtlich.
Andreas Rieder, Juwelier
Herausgekommen sind dabei Schmuckstücke zu Preisen ab 199 Euro. Das Kundeninteresse ist groß. „Wir haben uns ausreichend Asphaltbrocken gesichert“, sagt Riedel lachend. Diesen Auftrieb braucht der Juwelier, denn auch er merkt, dass ihm wegen der Baustelle und fehlender Parkplätze die Kunden wegbleiben.
Andere haben genau deshalb noch weitaus größere Probleme. Angela Hahne, Inhaberin eines Blumengeschäfts an der Kaiserstraße, streicht die Segel. Am 31. Mai schließt sie ihr Geschäft nach 16 Jahren für immer. Schon in der Weihnachtszeit seien ihre Einnahmen spürbar zurückgegangen, berichtet die Kauffrau. „Der absolute Tiefpunkt war das Valentins-Geschäft.“ Ihre Umsätze reichen zur Deckung der Kosten schon lange nicht mehr aus. „Ich tue jeden Monat etwas dazu.“
Die Verantwortung für die miserable Lage sieht Angela Hahne auch bei der Politik. Die Beratung über die Leerstandsproblematik werde in den Ausschüssen ständig vertagt. „Ideen werden ignoriert“, sagt sie. Und der Vermieter habe die Miete nicht an die verschlechterte Einkommenssituation anpassen wollen.
Sie selbst sucht sich nun eine neue berufliche Perspektive. „Aber nicht mehr in Haan. Und nicht mehr als Selbstständige“, stellt die 50-Jährige fest.