Wie Hospizarbeit Kraft geben kann
50 ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen Schwerkranke.
Hilden. Ulrike Klein wurde schon erwartet. Ihr Gastgeber stand in der Türe. Seine Kleidung war für das Treffen sorgfältig ausgewählt. „Er hatte sich schick gemacht“, erinnert sich die 71-Jährige. Zuerst stöberten beide in der Spielesammlung des 84-Jährigen. Dann schauten sie einen von ihm selbst gedrehten Film an — Urlaubserinnerungen an Norwegen.
Beide wussten, dass er bald sterben wird. Das aber war nicht wichtig: „Der Mann hatte ein Lächeln im Gesicht“, erinnert sich Ulrike Klein. Das war es, was diese kurze, aber intensive Begegnung so wertvoll machte. Hat sie selbst Angst vorm Sterben? „Nein“, sagt sie, lächelt ebenfalls. Und am Inhalt ihrer Aussage lässt der feste Tonfall keinen Zweifel aufkommen.
Ulrike Klein ist eine von rund 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern der Hospizbewegung Hilden. 50, das klingt nach viel, doch die Hospizbewegung würde sich über weitere Helfer freuen. „Es können nicht alle Ehrenamtler gleichzeitig im Einsatz sein“, erläutert Annemarie Hein. Sie koordiniert die Einsätze der Mitarbeiter. Oft begleiten die Helfer Schwerkranke über eine längere Zeit und brauchen danach eine Pause, um Abstand zu gewinnen und Kraft für weitere Aufgaben zu sammeln.
„Wir gucken, dass die Ehrenamtler auf sich aufpassen“, betont Hein. Dazu gehören Grund- und Aufbauseminare, mit denen die ehrenamtlichen Mitarbeiter das nötige Rüstzeug erhalten sollen, „um gefestigt ins Amt gehen können“.
Einmal im Monat wird ihnen außerdem eine Supervision angeboten, bei der über das Erlebte gesprochen wird. Gemeinsam Abschied vom Leben nehmen — für Ulrike Klein ist das „eine sinnvolle Aufgabe. Und ich bekomme mehr, als ich gebe“, sagt sie. Dabei sind die Bedürfnisse der Betroffenen ganz unterschiedlich.
„Es gibt Menschen, die wollen nicht über den Tod reden. Andere brauchen das“, erzählt sie. Mit viel Feingefühl stellt sie sich darauf ein, steht auch Angehörigen immer als Ansprechpartnerin und Ratgeberin zur Seite. „Für sie ist es wichtig, zu wissen, da ist jemand“, weiß die Hildenerin aus Erfahrung.