Haan Wie man aus Versehen zum "Schwarzfahrer" werden kann

Ein Entwerter druckte das falsche Datum und eine falsche Uhrzeit aufs Zugticket und bringt Haaner Reisende in eine missliche Situation.

Foto: Alexandra Rüttgen

Haan. Michael Sauter traute seinen Augen kaum, als er sein Zugticket ins Portemonnaie stecken wollte. Denn als die Fahrkarte quer im Fach seiner Geldbörse steckte, fiel sein Blick auf den Stempel des Entwerters. „18 VII“ war darauf zu lesen, und daneben die Zahl „0910“. „18 VII“ steht für das Datum. Demnach war der Entwerter auf den 18. Juli programmiert.

Und seinen Stempel will das Gerät um 9.10 Uhr auf die Fahrkarte gesetzt haben. Beides aber ist nicht richtig: Michael Sauter hat seine Fahrt am 28. Juli gegen 14.41 Uhr angetreten — und die bereits am 25. Juli in einem Kiosk gekauften Fahrkarten nur wenige Minuten zuvor am Haaner Bahnhof entwertet.

Michael Sauter, Fahrgast

Sauter, der für eine 20-köpfige Gruppe eine Tagesfahrt nach Köln organisiert hatte, geriet ins Grübeln. Wenn der Entwerter seinen Stempel vordatiert — sind der Haaner und seine Mitreisenden nun allesamt Schwarzfahrer? Muss er die für satte 145 Euro gekauften Tagestickets womöglich noch einmal lösen? Diese Gedanken ließen dem Haaner keine Ruhe. Während der Fahrt mit dem RB 48 sprach er den Schaffner an. Der konnte den Aufdruck zunächst gar nicht richtig deuten und winkte dann ab. Alles kein Problem.

Doch würde Sauter bei der Rückfahrt auf ähnlich gelassenes Personal treffen? „Hoffentlich gibt das keinen Stress“, dachte er sich. Zur Sicherheit stempelte der Haaner die Tickets auf der Rückfahrt noch einmal ab — und plagte sich dann mit Zweifeln, ob er mit gleich zwei Stempeln auf seinen Fahrkarten nicht erst recht des Schwarzfahrens verdächtigt würde.

Letztlich ging alles gut. Doch die Erinnerung an eine nervliche Achterbahnfahrt bleibt. „Irgendwie passt das alles in die ganze Nachlässigkeit am Haaner Bahnhof“, sagt Sauter, der den Haltepunkt — wie viele andere Haaner Bahnfahrer auch — für dringend sanierungsbedürftig hält. Doch wie kann es zu einer solchen Störung kommen?

„Der Entwerter wies vor dem 28. Juli einen Vandalismusschaden auf. Der wurde zwar zeitnah von uns behoben, doch eventuell hängt die Störung noch mit diesem Vorfall zusammen“, mutmaßt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Der Fehler sei seinem Unternehmen noch nicht bekannt und werde „nun kurzfristig behoben“, kündigt der Sprecher an.

Funktioniere ein Entwerter nicht, so sollten sich die Fahrgäste die darauf vermerkte Nummer des Gerätes merken und die Störung unter Telefon 0800/2886644 melden. Außerdem gilt für Bahnfahrer der Rat, „sich unmittelbar nach dem Einstieg in den Zug beim Zugbegleiter zu melden und den Sachverhalt zu schildern.“ Das Personal werde dann „im Einzelfall“ entscheiden. Ein Stück Unsicherheit also bleibt.