Wohnungslose in Haan Weiterhin Uneinigkeit bei der Unterkunft Deller Straße

Haan · Streit gab es bereits vor dem Bauvorhaben: Einige Akteure forderten einen Neubau des Komplexes, andere plädierten für die Sanierung. Auch jetzt ist sich der Rat uneins über die Bewertung.

Volker Winkler vom Gebäudemanagement der Stadt erklärt, welche Baumaßnahmen in den drei Gebäuden nötig geworden waren.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Staub auf dem Boden, die noch nackten Wände und der unbearbeitete Boden lassen es vermuten: Einzugsbereit ist die zukünftige Unterkunft für wohnungslose Menschen an der Deller Straße 90 bis 90b noch nicht. Aber es gibt Fortschritte und die wollte die Verwaltung dem Ausschuss für Soziales, Integration und Generationen vor seiner vergangenen Sitzung präsentieren.

„Momentan warten wir auf die Bodenbeläge“, sagte Volker Winkler vom Gebäudemanagement bei der Begehung. Das Unternehmen, das nach der öffentlichen Ausschreibung eigentlich dafür zuständig ist, meldete sich nicht mehr, so Winkler. Auch auf mehrmaliges Nachfragen gebe es keine Reaktion. Deshalb sei es nun auch nicht mehr ausgeschlossen, dass man eine andere Firma beauftrage. Die Sanierung der drei Gebäude könnte sich so noch weiter verzögern. Im September letzten Jahres hatte die Verwaltung noch von einer Fertigstellung im Frühjahr 2022 gesprochen. Jetzt scheint es sehr sportlich das wiederum neue Ziel, das letzte Quartal 2022, nicht zu reißen.

Die SPD fühlt sich ein Stück weit bestätigt. „Wir waren ja damals für einen Neubau statt für die Sanierung“, sagt Bernd Stracke, Vorsitzender des Ausschusses und der SPD-Fraktion im Rat beim Ortstermin. Die Kosten für den Umbau sind explodiert. Dass viel zu tun war, unterstreicht Volker Winkler mit ausgedruckten Fotos, die er an die Wände in einer Erdgeschosswohnung gehängt hat. „Das war damals wirklich nicht zumutbar“, sagt er mit Blick darauf. Schimmel an den Decken, Essensreste in den Küchen und Schäden nach einem Wohnungsbrand in der Dachgeschosswohnung 90a. Davon ist heute nichts mehr zu sehen.

Nach der Fertigstellung sollen hier rund 50 Personen untergebracht werden können. Und zwar nicht nur sogenannte „heimische Wohnungslose“, sondern auch Geflüchtete, bei denen der Einzug in eine eigene Wohnung oft an fehlendem sozialen Wohnraum scheitere, teil die Stadtverwaltung Haan mit. In den neuen Gebäuden wird es laut Planung sowohl Gruppenunterkünfte als auch Wohnungen für Familien geben.

Der Ausschuss beschloss, dass die Stadt Haan „die Unterbringung von Wohnungslosen und Geflüchteten in städtischen Unterkünften grundsätzlich eigenverantwortlich unter den Aspekten der Sozialverträglichkeit, der Wirtschaftlichkeit und der Schonung der städtischen Infrastruktur“ vornehmen könne. Auch eine Mischung unterschiedlicher Personengruppen sei dabei nicht auszuschließen. „Die Problematik obdachloser Frauen kommt in der Vorlage der Verwaltung wenig vor“, sagt Simone Kunkel-Grätz von der SPD. Ihre Fraktion stimmte am Ende gegen den Vorschlag der Stadt. Auch weil es in der Unterkunft wenige sanitäre Anlagen gibt. Insbesondere mit Blick auf das Vorhaben an der Kampheider Straße (wir berichteten), wo die Verwaltung auf mehr Bäder setzt, auch um damit Vandalismus und Verschmutzung zu verhindern, wie sie selbst sagt. „Bei der Planung der Unterkunft an der Deller Straße war das noch kein Thema“, teilt Michael Schneider, der Leiter des Sozialamts dazu mit. Mit Blick auf die Situation der Frauen sagt er: „Wir haben das Problem von wohnungslosen Frauen nicht, werden aber auf keinen Fall Frauen in ein Zimmer mit alleinstehenden Männern zuordnen“. Die Erste Beigeordnete Herz ergänzte: „Wir bitten Sie auch um Vertrauen uns gegenüber. Wir kennen die Menschen, die zu uns kommen am besten“. Herz zeigte sich bei der Begehung begeistert: „Sieht fantastisch aus“, sagte sie.

Die SPD, die als einzige Fraktion gegen die Vorlage der Verwaltung stimmte, bemängelte fehlende Barrierefreiheit, keine Möglichkeiten die Wäsche zu trocknen und eben zu wenige Koch- und Duschmöglichkeiten.

Das Vorhaben kostet laut Stadt Haan bereits 2,6 Millionen Euro

Mittlerweile kostet das Vorhaben bereits 2,6 Millionen Euro, wie die Verwaltung mitteilt. Zu Beginn des Vorhabens Anfang 2019 war man von 1,35 Millionen Euro ausgegangen. Als Grund gibt die Stadt Haan gestiegene Baukosten und die notwendig gewordene Kernsanierung an. Die war zu Beginn des Projekts in der Form nicht geplant gewesen. Den aktuellen finanziellen Rahmen könne man halten, heißt es in einer neuen Mitteilung der Stadt.