Zugbegleiter tragen Verantwortung

Vom organisatorischen Aufwand beim Umzug bekommen die meisten Jecken nichts mit. Unser Mitarbeiter war dabei.

Haan. Die letzten Feuerwehrleute klettern von ihrem Wagen. Etwas erschöpft sehen sie aus, doch sie wirken auch zufrieden. Ihr „Einsatz“ im Familienkarnevalsumzug ist fast beendet, sie müssen nur noch aufräumen. Ein Teilnehmer schaut mit einem breiten Lächeln herüber und stellt fest: „Das war ein toller Zug. Hat Spaß gemacht. Vielen Dank!“

Foto: Oelbracht

Dieses Lob lässt die Strapazen der vergangenen acht Stunden erträglicher werden, bringt es doch auf den Punkt, worum es in der Haaner Innenstadt einmal mehr ging: den Besuchern Freude zu bereiten, ein Lachen aufs Gesicht zu zaubern, den Kindern mit reichlich Kamelle den Tulpensonntag zu versüßen. Sie alle müssen nicht wissen, welch enormer Aufwand dahinter steht, sie sollen den Tag genießen.

Wer nicht selbst auf einem der 18 Wagen des Umzugs steht oder in einer Fußgruppe mitmarschiert und Bonbons, Taschentücher und Lollis unters Volks bringt, trägt meist Verantwortung. Am Steuer der Fahrzeuge, als Wagenengel daneben, als Mitarbeiter der Einsatzkräfte oder eben als Teil der Zugleitung. Wer die Nachhut bildet, erhält einen ganz anderen Blick auf den närrischen Lindwurm — zwischen dem Wagen der Feuerwehr, von dem in angemessen überhöhter Lautstärke die Hits von Brings, Höhnern und Co. schallen, und dem Einsatzfahrzeug der Malteser, der das Schlusslicht bildet. Ihm folgt nur noch die Straßenreinigung. Das Disco-Gefühl gibt’s an dieser Stelle gratis: Die Retter von der Nordstraße haben unter ihrem Gefährt eine Nebelmaschine versteckt, die im Umkreis von fünf Metern alles in Rauch hüllt. Blinkende Lichter und Helene Fischer tun ihr Übriges. Kamelle aufzuheben, dafür fehlt die Zeit. Statt dessen wechselt der wache Blick von einer Straßenseite zur anderen, wo Kinder sich in Sekundenschnelle auf die Süßigkeiten stürzen — ohne auf die Fahrzeuge zu achten. Also stete Wachsamkeit und gegebenenfalls klare Worte durchs Megaphon.

Die Flüstertüte und die grellgelbe Warnweste flößen nicht nur den jüngsten Besuchern Respekt ein, zum Glück verhalten sich die Jecken ausgesprochen gesittet — viele kommen genau wegen dieser entspannten Stimmung so gerne in die Gartenstadt. Per Sprechfunkgerät ertönt die Anweisung, die Fahrzeuge sollen Platz für einen Rettungswagen machen. Er eilt zu einem Notfall unweit der Haltestelle Markt. Wenige Minuten später kommt auch noch ein Notarzt hinzu. Was genau passiert ist, bleibt unklar. Nach fast 20 Minuten Stillstand geht es weiter, der Zug rollt wieder an. Bis dahin und auch am Morgen ist alles reibungslos verlaufen. Alle Teilnehmer waren pünktlich am unteren Neuen Markt, nahmen auf Anweisung der Zugleitung ihre Startplätze ein und fädelten zum Beginn um 14.11 Uhr abwechselnd in Richtung Dieker Straße ein. Die Organisationskräfte hatten da bereits längst Absperrgitter aufgestellt, mit den Einsatzkräften letzte Details besprochen und auf die Schnelle ein Brötchen verdrückt. Die Mitarbeiter des Bauhofs hatten für den Fall von Eisglätte sogar die Schillerstraße abgestreut.