Alkohol bleibt Volksdroge Nr. 1

197 Personen haben 2010 die Awo-Suchtberatung aufgesucht.

Monheim. Die Awo-Suchtberatung Monheim/Langenfeld mit Sitz im Haus der Chancen ist an den Grenzen ihrer Kapazität angekommen. 197 Personen aus Monheim und Langenfeld suchten im vergangenen Jahr die Beratungsstelle auf.

Zwei Mitarbeiter kümmern sich um die Ratsuchenden. „Wir sind damit am Rande dessen, was wir leisten können“, sagt Leiter Dieter Requadt und zieht Bilanz des vergangenen Jahres.

43,8 Prozent der Personen, die in die Beratungsstelle kommen, haben mit illegalen Drogen zu tun — Cannabis wird am häufigsten konsumiert. „Die Leute sind um die 20 Jahre alt. Viele konsumieren schon mehrere Jahre“, sagt Requadt. Sie kommen, weil sie sich antriebslos fühlen, Probleme haben, ihr Leben zu regeln. Dass die Ratsuchenden jung sind, ist kein neuer Trend, sagt Requadt.

„Neu ist aber, dass viele selbstständig herkommen oder ihre Eltern mitbringen.“ Früher seien die hilflosen Eltern meist allein gekommen. Dennoch gebe es auch heute immer noch den Personenkreis, der nicht aus freiwilligen Stücken kommt: 20 bis 25 der Kontaktpersonen kommen in die Beratungsstelle, um eine gerichtliche Auflage zu erfüllen.

Volksdroge Nummer Eins ist nach wie vor der Alkohol. 93 der 197 Kontaktpersonen aus dem Jahr 2010 waren alkoholabhängig. Darunter waren nur etwa 30 Prozent Frauen. „Der Weg in die Sucht ist bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich, auch wie sie mit der Sucht umgehen“, sagt Dorothea Wessing, die die Abhängigen in einer gemischten und einer Frauengruppe therapeutisch betreut.

„Frauen gehen versteckter mit ihrem Suchtverhalten um“, sagt Wessing. Medikamentenabhängigkeit sei ein Problem, dass tendenziell häufiger Frauen betreffe. „Sie gehen zum Arzt, weil sie sich niedergeschlagen fühlen und bekommen Medikamente verschrieben, von denen sie dann nicht wieder loskommen“, weiß Wessing. 39 Entwöhnungen wurden insgesamt 2010 vermittelt. Über die Rückfallquote ist nichts bekannt.

Seit 2005 ist Stefan Lehmann als Streetworker bei der Suchtberatung. Er besucht seine Klienten zu Hause oder an den üblichen Treffpunkten. Viele der rund 150 Personen aus den beiden Städten kennt er schon seit vielen Jahren. „Die Zahl der Klienten ist stabil, die Leute sind nur mittlerweile sehr alt geworden, der Älteste ist weit über 60. Dank Substitution“, sagt Lehmann. Auch diese Problematik müsse bedacht werden. „Denn was passiert mit den Menschen, wenn sie sich nicht mehr versorgen können?“