Arbeitskreis Geschichte: Die Stadt und der Krieg
Der Arbeitskreis der VHS hat einen Band über das Jahr 1939 veröffentlicht.
Langenfeld. „Wenn man sich nur die Lokalteile der Langenfelder Zeitungen von 1939 anschaut, könnte man meinen, dass es ein sehr friedliches Jahr war“, sagt Günter Schmitz, erster Vorsitzender des Arbeitskreis Geschichte der Volkshochschule. „Blättert man aber den Rest der Zeitung durch, erkennt man die propagandistische Vorbereitung auf den Polenfeldzug.“ Überschriften aus der Bergischen Post oder der Rheinischen Landeszeitung, wie „Polen will nicht verhandeln“, oder „Polen lehnt Friedensangebot des Führers ab“, oder „Englands Schuld am Kriege klar erwiesen“, hat der Arbeitskreis Geschichte nun in einer neuen Chronik mit dem Titel „Auf dem Weg in den Krieg — So erlebte Langenfeld das Jahr 1939“ veröffentlicht.
Es ist bereits die achte Langenfelder Chronik, die der Arbeitskreis von 2003 an publiziert hat. Die Dokumentation für das Jahr 1939 stützt sich vor allem auf die noch in den Archiven vorhandenen Zeitungsbände. Artikel und Fotos wurden abfotografiert, eingescannt und abgeschrieben. Jeder Tag des Jahres wurde chronologisch dokumentiert. Ob Goldhochzeiten Langenfelder Persönlichkeiten, Vereinsjubiläen oder auch Anzeigen zu Haus- und Geschäftsverkäufen auf der „Adolf-Hitler-Straße“, heute Hauptstraße, die auf Antisemitismus und der Vertreibung jüdischer Familien zurückzuführen sind, wurden abgedruckt. Zusätzlich zu den wertvollen Zeitungsartikeln wurden Festschriften von Vereinen und Schulen ausgewertet und Zeitzeugen befragt.
Eine solche Zeitzeugin ist Erika Keisinger-Monjau, die für die Chronik aus ihrer Erinnerung schrieb. Im Jahr 1939, als Frauen mehr und mehr die Männerberufe übernehmen mussten, die Langenfelder Juden ins „Juden-Haus“ in der Ganspohlerstraße 13 ziehen mussten und als die Kirchenglocken nicht mehr läuten durften, weil sie den Fliegeralarm hätten überdecken können, war Keisinger-Monjau gerade 17 Jahre alt. Sie kann noch viel erzählen aus dieser Zeit, und sie kennt viele alte Langenfelder.
Das ist für die Hobby-Historiker vom Arbeitskreis natürlich sehr wichtig. „Die Zeitzeugen werden leider immer weniger“, sagt Günter Schmitz. „Auch wenn manche Erinnerungen natürlich ein wenig verklärt sind, man erinnert sich immer mehr an das Schöne als an das Schlechte, sind Zeitzeugen doch sehr wertvoll.“
Das nächste Projekt hat für die insgesamt elf Mitglieder des Arbeitskreises schon begonnen. „Für die nächste Chronik müssen wir mehrere Jahre zusammenfassen, weil die Quellenlage von 1940 bis 1945 sehr schlecht ist. Zeitungen aus den Jahren 1940 und 1943 fehlen uns ganz. Die anderen Jahre sind nicht vollständig.“ Nach 1945 sieht es noch dürftiger aus, denn da wurden die Zeitungen von den Alliierten zunächst verboten.
Die Nachfrage nach der Chronik ist jedes Mal groß. „Die letzte Chronik war schnell vergriffen und musste zweimal nachgedruckt werden, weil die erste Auflage von knapp 200 Stücken nicht reichte“, sagt VHS-Leiterin Juliane Kreutzmann.