Weihnachten 2018 Richrather Glocken im Wandel der Zeit

Langenfeld. · Die Glocken von St. Martin haben eine bewegte Geschichte. Im Krieg wurden sie eingeschmolzen.

Begeisterter Fotograf und engagierter Geschichtsforscher: Max Heribert Gierlichs im Glockenturm von St. Martin, dem ältesten Gebäude der Stadt.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Vermutlich hallten die ersten weihnachtlichen Glockenklänge Langenfelds in Richrath durch die Luft. Schließlich ist der um 1180 entstandene Turm der dem Heiligen Martin geweihten Kirche das älteste Bauwerk der Stadt. Nachgewiesen indes ist erstmals eine Glocke für 1649.

In der Beschriftung einer von ihm gestifteten Glocke ließ sich Gumprecht von Vellbrück, unter anderem herzoglicher Kämmerer des in Düsseldorf residierenden Pfalzgrafen Wilhelm Philipp, als „Landesherr und Förderer der Herrschaft Richrath“ verewigen. „Das Kirchspiel Richrath hatte Gumprecht von Vellbrück als Sicherheit für 6000 Taler erhalten, die er dem Pfalzgraf geliehen hatte“, erklärt Max Gierlichs, der als begeisterter Fotograf und engagierter Geschichtsforscher die archäologischen Ausgrabungen im Umfeld der Martinus-Kirche 2002 begleitete.

Im Langenfelder Stadtarchiv findet man erste Fotos von Glocken in Richrath aus dem Jahr 1929, als die im Ersten Weltkrieg eingeschmolzenen Glocken ersetzt wurden. Das historische Foto zeigt die Weihe der festlich geschmückten vier neuen Glocken für den Turm. Viele Richrather verfolgten das Ereignis.

Leider wiederholte sich die Geschichte. Auch im Zweiten Weltkrieg wurden landesweit Glocken eingeschmolzen, um Rüstungsgüter zu produzieren. Die Aufnahmen von 1943 zeigen, wie die Glocken mittels Flaschenzug aus dem Turm geholt und auf Rollen abtransportiert werden. Drei der Glocken wurden eingeschmolzen, nur die kleinste, die Marienglocke, blieb in Richrath. Diese 1929 in Gescher gegossene Bronze-Glocke wog „nur“ 990 Kilogramm und hatte einen Durchmesser von 116 Zentimeter. Für zehn Jahre rief nur diese verbliebene Glocke die Richrather zum Gottesdienst beziehungsweise läutete die Stunde. Erst 1953 war mit drei neuen Glocken festliches Läuten möglich. Die drei von einer Vereinigung namens „Bochumer Verein“ gegossenen großen Glocken sind aus Stahl, wiegen 1098, 1527 und 2540 Kilogramm und haben Durchmesser von 142,5, 160 und 190 Millimetern. Sie tragen jeweils einen Namen: Salvator, Martinus und Sebastian. Die große Salvator-Glocke erklingt jede volle und halbe Stunde zum Stundenschlag. Die Glocken in St. Martin werden automatisch geläutet, eine Programmierung sorgt sieben Tage je 24 Stunden für sekundengenaue Schläge. „Wenn nicht geläutet wird, fällt es auf“, sagt die Mitarbeiterin im Pfarrbüro.