Langenfeld Die Johanneskirche ist jetzt glockenlos
Langenfeld. · Eine Spezialfirma entfernte aus dem Turm drei Glocken. Sie läuten bald in der Ukraine.
Die letzten Wochen der Johanneskirche sind gezählt. Spezialisten einer westfälischen Gießerei haben gestern die Glocken aus dem Turm der von der evangelischen Gemeinde aufgegebenen und vor dem Abriss stehenden Kirche ausgebaut. Die zwischen 300 und 620 Kilogramm schweren Stahlglocken werden nach Angaben von Pfarrerin Annegret Duffe in die Ukraine gebracht und sollen dort „bald wieder zum Gebet rufen“ – unweit von Kiew in der Klosterkirche von Belaja Zerkov. „Darüber sind wir froh. Einen Gewinn macht unsere Kirchengemeinde nicht.“ In Langenfeld bleibe hingegen die kleinere Bronzeglocke aus dem Dachreiter. „Sie wird im Zentrum Erlöserkirche aufbewahrt und soll später einen Platz im neuen Gemeindezentrum erhalten.“ Wie auch das runde Abendmahlsfenster aus der Johanneskirche.
Mit dem Ausbau der Glocken sind die anstehenden Bauarbeiten an der Stettiner- und Dietrich-Bonhoeffer-Straße quasi eingeläutet. Vor vier Jahren hatte die Evangelische Kirchengemeinde in Langenfeld einen harten Sparkurs eingeschlagen. „Dabei hatte das Presbyterium beschlossen“, so Duffe, das Zentrum an diesem Standort „zu verkleinern und, dass das Grundstück neu genutzt und bebaut werden soll“.
„Wir sind froh, dass es zwei Jahre nach der Entwidmung der Johanneskirche im Januar 2017 bald losgeht“, sagt Wolfgang Honskamp. Nach Angaben des ehrenamtlichen Kirchmeisters wird ein Teil des großen Geländes verkauft und mit acht Sozialwohnungen bebaut. „Der größte Teil wird in Erbpacht vergeben. Dort entstehen 28 Eigentumswohnungen.“ Ein Grundstück an der Stettiner Straße bleibe indes im Eigentum der Gemeinde. „Dort wird ein Gebäude mit acht Mietwohnungen unterschiedlicher Größe entstehen – und mit Gemeinderäumen im Erdgeschoss.“ Vorgesehen sind auf 181 Qudratmeter Nutzfläche ein teilbarer Saal mit 104 Sitzplätzen sowie ein freundlicher Eingangsbereich mit Küche.
Anstelle der Kirche
entstehen Wohnhäuser
Die Finanzierung für das Gesamtprojekt ist laut Honskamp gesichert. Der notwendige Bebauungsplan hat die politischen Gremien passiert und ist jetzt genehmigt. „Anfang 2019 werden die Abrissarbeiten beginnen“, kündigte Oliver Sachs vom Investor Paeschke GmbH an. „Wir errichten zwei- und dreistöckige Wohnhäuser mit Staffelgeschoss, Klinkerfassade und Flachdach.“ Mitte Januar sollen nach Honskamps Angaben alle nötigen Verträge zwischen Kirchengemeinde und Bauträger unterzeichnet werden. „Vor der Brutsaison müssen bis Ende Februar Bäume und Sträucher entfernt werden. Nach Erteilung der Baugenehmigung werden die Abbrucharbeiten voraussichtlich im März beginnen.“ Der Kirchmeister rechnet mit einem Baubeginn ab Mitte 2019. „Zwei Jahre später sollen die neuen Gebäude dann bezugsfertig sein.“
2014 hatte die Evangelische Kirchengemeinde im Zuge eines Sparkurses in Langenfeld angekündigt, ihren Gebäudebestand zu verkleinern und zugleich zu erneuern. Im Sommer letzten Jahres wurde das renovierte und erweiterte Immigrather Gemeindezentrum neben der Erlöserkirche an der Hardt feierlich eröffnet. Die genannten Veränderungen an der Stettiner Straße setzen die vom Presbyterium beschlossene Strategie fort.
Indes dauern an der Richrather Lukaskirche die Planungen noch an, der Termin des Baustarts steht laut Honskamp noch nicht fest. Auf dem Grundstück an der Kaiserstraße sei zwischen Kirche und Jugendhaus „Alte Schule“ ein Mehrfamilienhaus mit etwa 20 Mietwohnungen vorgesehen. Zudem werde noch ein sozialer Träger für ein zweigeschossiges Wohnhaus mit senioren- und behindertengerechten Appartements auf dem hinteren Teil des Kirchengrundstücks gesucht. „Es ist nicht leicht, solch einen Betreiber zu finden. Wir verhandeln noch mit mehreren sozialen Trägern.“ Wegen der gemeinsamen Heizungsanlage hingen beide Neubauvorhaben zusammen. Zudem soll das an die Lukaskirche und deren Foyer angrenzende Gemeindehaus abgerissen und durch zwei Anbauten mit Gruppenräumen und Toiletten ersetzt werden.